Tour-Transalp-Tagebuch von Wolfgang Sacher und Andi Schmid - erster Tag

Tour Transalp: "Endlich geht’s los!"

Von Andi Schmid

Foto zu dem Text "Tour Transalp:
Positives Echo schon vor dem Startschuss: Ein Unternehmen spendete 500 Euro für „Bike for SMA“. Foto: mueller-schell.com

27.06.2011  |  Wolfgang Sacher, genannt "einarmiger Bandit" und Goldmedaillen-Gewinner der Paralympics in Peking, und Andi Schmid starten als Team bei der Tour-Transalp. Vom 26. Juni bis zum 2. Juli führt das Rennen in sieben Etappen von Sonthofen über 18 Pässe bis an den Gardasee.

In unserem Tour-Transalp-Tagebuch berichten beide exklusiv für radsport-aktiv.de jeden Abend abwechselnd über ihre Erlebnisse. Freuen Sie sich auf spannende Einblicke in eines der schwersten Jedermann-Etappen-Rennen Europas. Und wir freuen uns, wenn wir Sie morgen wieder an dieser Stelle begrüßen dürfen...

(Imst, 26. 6.) - Drei, zwei, eins, los: Als heute morgen um Punkt 10 Uhr in Sonthofen eine Pistole krachte, war das nicht nur der Startschuss zur diesjährigen Transalp. Es krachte auch der riesengroße Stein, der mir vom Herzen fiel: Endlich geht’s los!

In den letzten Tagen war meine Aufregung fast ins Unermessliche gestiegen. Ich wusste einfach nicht, was mich erwarten würde. Noch nie war ich bei der Transalp am Start. In der Nacht konnte ich deshalb kaum schlafen, und beim Frühstück brachte ich nicht viel mehr hinunter als etwas Obst und ein Marmeladenbrot... Nicht viel für eine 120-Kilometer-Etappe mit 2500 Höhenmetern.

Und die wollten Wolfgang und ich so gut wie möglich abschließen. Schließlich geht es für uns während dieser Woche auch darum, auf die Krankheit Spinale Muskelatrophie (SMA, „Muskelschwund“) aufmerksam zu machen. Daher steht unser Start unter dem Motto „Bike for SMA“. Eine besondere Motivation war auch das sehr positive Echo, das uns schon vor dem Startschuss entgegengebracht wurde: Ein Unternehmen spendete gleich mal 500 Euro. Besser hätte unser Projekt nicht beginnen können.

Aber nun zum Rennen: Im Führungsblock gestartet, positionierten wir uns auf den ersten flachen Kilometern im Vorderfeld. So hielten wir das Sturzrisiko niedrig, denn über den Lenker gehen will schließlich keiner, noch dazu so früh im Rennen. Bald ging es in den ersten Berg, das Oberjoch: Mit etwas mehr als 300 Höhenmeter ist das zwar nur ein Hügel, aber es reichte für eine erste Selektion im Feld: Die Führenden schossen hinein, also wäre oben schon das Ziel.

Es hieß also gleich mal Vollgas geben, um nicht frühzeitig den Anschluss zu verlieren! Voraus drückte Wolfgang, ich hinterher. Später übernahm ich die Führung: 450 Watt an der Kurbel zeigte das SRM-System da schon mal an. Nicht übel. Aber die Quälerei lohnte sich. Wir hielten uns bis zur Etappenmitte in der Führungsgruppe.

Dann mussten wir zwar an einem kleinen Stich reißen lassen, aber nach 90 Kilometern waren wir wieder vorne dabei. Spätestens nach dieser Aufholjagd war uns klar: Wolfgang ist für die flachen Passagen zuständig, und ich mache das Tempo am Berg.

Da galt es dann mit dem Hahntennjoch noch einen gewaltigen Brocken zu bewältigen. Ich kenne den Anstieg vom Training: sehr steil, und einfach unangenehm zu fahren. Mit 40 Mann ging es unten rein. Aber schnell war jedes Team auf sich gestellt. Wolfgang und ich pushten uns gegenseitig. So fuhr ich anfangs vor, um für ihn die Ttrinkflaschen mit aufnehmen zu können; mit einem Arm hat es Wolfgang da nicht so leicht. So musste er nicht absteigen, und konnte seinen Rhythmus weiter treten.

Vor allem zum Ende hin wurde es dann zäh. Die Sonne brannte, und oft zweistellige Steigungen meinten es auch nicht so gut mit uns. Gelegentliches Schlangenlinien-Fahren half, das Ganze etwas erträglicher zu machen. So waren wir ganz schön froh, als wir endlich oben waren - um sofort in die rasende Zielabfahrt nach Imst zu starten.

Als 33., mit 17 Minuten hinter den Siegern Willi Herbst und Johannes Berndl, überquerten wir die Linie. Ein guter Auftakt! Nun liegen wir mit dicken Beinen fix und fertig im Bett, und versuchen uns so gut wie möglich zu erholen. 

Morgen geht es kaum weniger anspruchsvoll weiter: 150 Kilometer mit 2800 Höhenmetern, von Imst nach Ischgl, mit Arlbergpass und Bieler Höhe. Beide sind Gott sei Dank nicht ganz so steil wie das Hahntennjoch; vielleicht lässt mich das heute Nacht besser schlafen. Meine Aufregung hat sich nämlich mittlerweile gelegt, und die Transalp macht mir schon jetzt einen riesigen Spaß!

Euer Andi

P.S: Es wäre toll, wenn Ihr unser Projekt „Bike for SMA“ unterstützen könntet. Alle Informationen gibt es unter www.bike-for-sma.de (Link siehe unten). Am Ende des Rennens soll unsere Hilfe schließlich so groß wie möglich ausfallen!

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