Interview mit den Machern des Teams Herrmann

“Am Stamm des Teams und am System wird sich nichts ändern“

Von Christoph Adamietz

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Grischa Janorschke (li.) und Stefan Herrmann sind die Macher beim Team Herrmann. | Foto: Team Herrmann

13.09.2018  |  (rsn) - Das Radteam Herrmann wird in der kommenden Saison als Kontinental-Mannschaft an den Start gehen. Im Interview mit radsport-news.com sprachen Teameigner Stefan Herrmann und Sportdirektor Grischa Janorschke über den Aufstieg, die Ziele für 2019 und über personelle Veränderungen.

Herr Herrmann, Ihr Team wird 2019 als Kontinental-Mannschaft starten. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?

Herrmann: Natürlich die guten Leistung der Mannschaft sowie der gesamte Auftritt des Teams. Gleichzeitig habe ich mit Grischa Janorschke jemanden, der meine verrückten Ideen teilt und diese auch umsetzen kann. Außerdem spürt man, dass sich der gesamte Straßenradsport in Deutschland wieder nach oben entwickelt, und da darf das Herrmann Radteam natürlich nicht fehlen.

War auch die Deutschland Tour ein Grund dafür, für 2019 eine Lizenz lösen zu wollen? Das Rennen war ja ein großer Erfolg…

Herrmann: Ja, die Deutschland Tour war ein großer Grund dafür. Hätte ich im Sommer 2017 schon von der tollen medialen Präsenz, gerade von ARD und ZDF gewusst, hätten wir uns bereits 2017 dafür entschieden, den Schritt zu gehen. Wenn man die Deutschland Tour in den Medien verfolgt hat, konnte man den Aufschwung der deutschen Radsportszene und die vielen Zuschauer an der Rennstrecke live sehen.

Schon zur Saison 2018 hatten wir Sie wegen einer Kontinental-Lizenz befragt. Sie meinten damals: Gescheit oder gar nicht. Wie sieht "gescheit“ nun in Ihrem Fall aus?

Herrmann: Ich denke, dass wir von 2017 auf 2018 einen großen Schritt bei der Zusammenstellung der Mannschaft sowie auch vom Teamauftritt her gegangen sind, so dass wir schon in diesem Jahr von unserem Auftritt auf und neben dem Rad nicht weit vom KT-Niveau entfernt waren. Der Schritt ist nun letztendlich die logische Konsequenz der Entwicklung, und wer uns kennt weiß, dass wir auch in 2019 an uns arbeiten und uns weiterentwickeln werden. Besonders stolz macht uns zudem, dass dieses Projekt erst vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde.

Herr Janorschke, das Team fährt 2018 äußerst erfolgreich. Hatten Sie damit schon gerechnet angesichts der prominenten Neuzugänge wie Christian Mager oder Christopher Hatz oder kam es dennoch etwas überraschend?

Janorschke: Wir haben natürlich gehofft, dass sich Erfolge einstellen, aber gerade der Titel im DM-Mannschaftszeitfahren mit der guten Zeit war schon eine kleine Überraschung.

Einige Kontindental-Fahrer sind "zurück“ in den Elitebereich gewechselt und haben mit ihre besten Leistungen gezeigt. Was ist das Erfolgsrezept des Herrmann Radteams?

Janorschke: Das stimmt, die meisten Fahrer, die zu uns gekommen sind, sind bei uns die beste Saison ihrer Karriere gefahren und haben sich durch die Bank weg in allen Bereichen positiv entwickelt. Einen einzelnen Baustein dafür zu benennen ist nicht möglich, es ist aus unserer Sicht die Summe vieler kleiner Zutaten. Ein Grund ist sicherlich, dass wir den Jungs die Freiheit geben ihr Leben nach dem Sport, sprich Schule/Studium oder Ausbildung vorzubereiten und nicht auf einen Einsatz beharren, wenn gerade eine wichtige Klausur ansteht. Die Fahrer bekommen von uns viel Vertrauen und sie danken es uns mit ihrer Leistung.

Bleibt es beim Namen oder kommt ein neuer großer Sponsor dazu?

Herrmann: Ja, der Name wird wie bisher Herrmann Radteam lauten. Zur Frage nach einem weiteren Sponsor, haben wir auch hier unsere Hausaufgaben gemacht und sind aktiv - wie man sieht, ist auf unserem Radtrikot unter unserem Herrmann Logo jede Menge Platz

Welchen Vorteil versprechen Sie sich von einer Kontinental-Lizenz?

Janorschke: Unsere Fahrer haben in den letzten beiden Jahren gezeigt, dass man auch mit einer Amateur-Lizenz schnell und erfolgreich Rad fahren kann. Der Schritt ist nun nötig, um das Projekt weiterzuentwickeln und wir haben dadurch natürlich den Status, an den verbliebenen deutschen Profirennen teilzunehmen bzw. uns durch entsprechende Leistungen überhaupt qualifizieren zu können.

Wird sich an der sportlichen Zielsetzung etwas ändern?

Herrmann: Natürlich stehen die Rad-Bundesliga sowie die deutschen UCI-Rennen im Fokus. Parallel werden wir wie bisher auch mehrere Rundfahrten in unserem Rennkalender einplanen, bei denen das Motto gilt: Qualität vor Quantität. Außerdem werden wir speziell auf die Entwicklung unserer U23-Fahrer ein verstärktes Augenmerk legen.

Was haben Sie dabeikonkret vor?

Janorschke: Wir bauen gerade eine schlagkräftige U23-Truppe auf, mit der wir speziell einige .2 U – Eintagesrennen und Rundfahrten im Ausland bestreiten wollen.

Sie haben angekündigt, dass etwa 70 Prozent des aktuellen Aufgebots auch 2019 für das Herrmann Radteam fahren werden. Können schon Namen nennen?

Janorschke: Genau, am Stamm der Mannschaft wird sich - wie auch am System, dass die jungen Fahrer von unseren etablierten Leuten lernen können - nichts ändern.Chris Hatz ist und bleibt unser Kapitän und mit Florenz Knauer wird auch die zweite Führungsfigur bleiben, der gerade den endschnellen jungen Leuten unheimlich viel Erfahrung weiter geben und vermitteln kann

Auf welchen Positionen soll das Team verstärkt werden?

Janorschke: Zwei unserer aktuellen U23-Leistungsträger kommen in den Elite- Bereich, wir wollen die erfolgreiche U23-Geschichte in unserem Team weiterschreiben. In diesem Jahr wurden vor allem die Leistungen von Miguel Heidemann, Victor Brück und Marcel Franz allesamt vom Bundestrainer Ralf Grabsch durch Einsätze für die Nationalmannschaft honoriert, das soll auch in der Zukunft so sein. Wir werden also noch zwei U23-Fahrer mit Perspektive verpflichten, nach Möglichkeit mit Qualitäten am Berg, da wir im Kalender viele anspruchsvolle Rennen haben. Wir brauchen aber auch noch einen jungen endschnellen Mann mit Potenzial für die Sprints.

Wird auch die Sportliche Leitung noch Verstärkung bekommen?

Janorschke: Wir haben die sportliche Leitung in diesem Jahr bei den Renneinsätzen schon auf mehrere Schultern verteilt,  2019 wird Arne Egner eine tragende Rolle spielen, vor allem wenn es um die Betreuung unserer jungen Fahrer geht.

Haben Sie schon Ideen für den Rennkalender?

Janorschke: Die Radbundesliga und nationale Meisterschaften werden auch weiter die Ziele der Mannschaft bleiben, um die herum das Rundfahrtprogramm aufgebaut wird. Wir wollen ein Programm fahren, das natürlich unseren Sponsoren gerecht wird, aber vor allem unsere Fahrer weiter bringt. Die Radrennen in Nordfrankreich und Benelux sind sicherlich prestigeträchtig, aber es hat sicher keinen Sinn, unsere jungen Fahrer 800-1000 Kilometer einfach ins Auto zu setzen, damit sie auf der Windkante abgehängt werden und dann in der Verpflegung aussteigen, nur damit wir sagen können: Wir fahren UCI-Rennen.

Gehen Ihre Planungen auch über den Kontinental-Status hinaus?

Herrmann: Wenn sie einem erfolgreichen Unternehmer die Frage stellen würdest, ob er weiterhin erfolgreich sein will, würde er bestimmt nicht Nein sagen. Als ich 2015 selbst die Sportliche-Leiter-Lizenz gelöst habe und bei einem Rennen Florenz Knauer im Teamauto hinterher gefahren bin, hat es mich vom ersten Tag an fasziniert, welche Dynamik sich da im Fahrerfeld entwickelt – so dass ich mir noch viel mehr vorstellen konnte. Ideen sind genügend vorhanden und in Bayern gibt es mit Ralph Denk jemanden, der gezeigt hat, wie weit man kommen kann. Um diese Ziele verwirklichen zu können, braucht man ein freien Kopf sowie eine Familie, welche die Leidenschaft mit Überzeugung mit trägt.

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