Vorgestellt: die 18 WorldTour-Mannschaften

Team Jumbo - Visma: Die neuen Ãœberflieger?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Team Jumbo - Visma: Die neuen Ãœberflieger?"
Jumbo - Visma bei der Teampräsentation | Foto: Cor Vos

28.01.2019  |  (rsn) - Auch in diesem Jahr stellen wir zu Saisonbeginn alle 18 WorldTour-Teams vor und analysieren die vergangene Saison, die Transferpolitik sowie die Stärken und Schwächen der Aufgebote.

Teil 17: Team Jumbo - Visma

Rückblick 2018: Hinter der niederländischen Equipe liegt die erfolgreichste Saison, seitdem Richard Plugge die Mannschaft 2013 in die Post-Rabobank-Jahre führte. Insbesondere der Auftritt bei der Tour de France blieb in Erinnerung, als LottoNL-Jumbo - so der damalige Name - zwei Sprintsiege durch Dylan Groenewegen bejubelte, einen weiteren von Primoz Roglic sowie Platz vier und fünf in der Gesamtwertung durch den Slowenen und Steven Kruijswijk erreichte.

Darüber hinaus verbuchte das Team weitere bemerkenswerte Erfolge: Kruijswijk belegte Platz vier bei der Vuelta a Espana, den Giro d’Italia beendete George Bennett auf Rang acht. Mit seinen 14 Saisonsiegen schaffte außerdem  Groenewegen den endgültigen Durchbruch in die Weltspitze der Sprinter, gewann neben den Tour-Etappen den Klassiker Kuurne-Brüssel-Kuurne sowie eine Etappe bei Paris-Nizza. Einen weiteren Grand-Tour-Etappensieg feierte das Team beim Giro d’Italia durch Enrico Battaglin. Insgesamt verbuchte man am Ende 33 Saisonsiege, die beste Ausbeute seit 2013.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Der Stellenwert des Teams hat durch die Erfolge deutlich zugenommen, das lässt sich auch an den Transferaktivitäten festmachen. Tony Martin ist ein Name, den man sich noch vor Jahren nur schwer bei Jumbo - Visma hätte vorstellen können. Nach zwei dürftigen Jahren bei Katusha - Alpecin will der viermalige Zeitfahrweltmeister vor allem in seiner Spezialdisziplin wieder in die Erfolgsspur zurückkehren, zudem soll er im Mannschaftszeitfahren dem Team einen entscheidenden Schub geben. Neben Martin kamen das belgische Klettertalent Laurens De Plus (Quick - Step Floors) sowie die beiden Nachwuchskräfte Taco van der Hoorn (Rompoot) und Jonas Vingegaard (ColoQuick). Die bedeutendste Personalie war aber zweifellos die Verpflichtung von Cross-Weltmeister Wout Van Aert, der 2018 bei den Kopfsteinpflasterklassikern für Furore sorgte. Ebenfalls mit Blick auf die Klassiker wurde Mike Teunissen (Sunweb) zurück ins Team geholt.

Den Rennstall verließen die beiden Routiniers Lars Boom (Rompoot - Charles), Gijs Van Hoecke (CCC Team), Allrounder Battaglin (Katusha - Alpecin) und der Magdeburger Robert Wagner, der keinen neuen Vertrag erhielt und seine Karriere als Anfahrer von André Greipel beim französischen Zweitdivisionär Arkéa Samsic fortsetzt. Bram Tankink und Stef Clement beendeten ihre Karrieren, letzterer bleibt dem Team jedoch als Sportlicher Leiter erhalten.

Zudem gab es beim Sponsor einen Wechsel zu verzeichnen. Die niederländische Lotteriegesellschaft zog sich zum Saisonende zurück, die Supermarktkette Jumbo erhöhte ihr Budget und zu Jahresbeginn präsentierte das Management mit dem norwegischen Softwareunternehmen Visma einen neuen Co-Sponsor.

Im Fokus: Wenn Anfang März mit dem Omloop Het Nieuwsblad die belgische Klassikersaison startet, ist Wout Van Aert eine erhöhte Aufmerksamkeit gewiss. Der 24-jährige Belgier, der bisher vor allem im Gelände seine Siege einfuhr, war wohl die Entdeckung der vergangenen Klassikersaison. Van Aert belegte Platz drei bei der Strade Bianche und beeindruckte auf Anhieb auch bei seinen ersten Teilnahmen an der Flandern-Rundfahrt (Neunter) und Paris-Roubaix (13.). Damals stand er noch beim ProContinental-Team Vérandas Willems-Crelan unter Vertrag, etliche WorldTour-Teams bemühten sich danach um seine Verpflichtung.

Den Zuschlag erhielt am Ende etwas überraschend Jumbo - Visma, auch, da sein Trainer Marc Lamberts bereits für das Team arbeitete. Zunächst war der Wechsel für 2020 geplant, doch nachdem Van Aert im Zusammenhang mit Fusion seines Ex-Rennstalls mit dem niederländischen Zweitdivisionär Rompoot einseitig den Vertrag auflöste und sein Vorgehen vom Radsportweltverband UCI abgesegnet wurde, kann er bereits ein Jahr früher für Jumbo - Visma starten. Bis März ist er noch im Cross aktiv, danach wechselt Van Aert auf die Straße. Die Erwartungen sind nach seinen Klassikerauftritten 2018 hoch, die Szene wird genau hinschauen, ob er diese Eindrücke bestätigen kann.

Aufgepasst auf … Mike Teunissen. Denn während sich alles auf Van Aert fokussiert, könnte der Niederländer bei den Klassikern mit kluger Taktik zum Nutznießer werden. Teunissen gilt als nicht minder talentiert auf dem Pavé, belegte 2018 Platz elf bei Paris-Roubaix und verpasste mit Platz zwei beim Dwars Door Vlaanderen nur knapp seinen ersten größeren Erfolg. Ein Profisieg fehlt dem 26-Jährigen, der einst im Rabobank-Nachwuchsteam ausgebildet wurde, noch in seiner Vita. Mit guten Sprintfähigkeiten stellt er außerdem eine Verstärkung im Sprintzug von Dylan Groenewegen dar. Teunissen könnte mit seinen Anlagen daher zum wichtigen Baustein einer erfolgreichen Saison werden.

Ausblick 2019: Jumbo - Visma hat sich innerhalb weniger Jahre eine Kaderstruktur geschaffen, um die das Team viele Konkurrenten beneiden dürfte. Podiumsanwärter für die Grand Tours samt starkem Support, aussichtsreiche Protagonisten für die Klassiker, ein Weltklassesprinter sowie eine Reihe hochtalentierter Nachwuchskräfte – die niederländische Equipe besitzt beste Perspektiven. Den ganz großen Wurf erhofft sich die Teamleitung 2019 durch Primoz Roglic beim Giro d’Italia. Mit Platz vier bei der Tour hat sich der Slowene in den Kreis der besten Rundfahrer katapultiert, die Route der kommenden Italien-Rundfahrt mit gleich drei Zeitfahren kommt ihm entgegen. Zwar ist die Konkurrenz mit Tom Dumoulin, Simon Yates und Vincenzo Nibali hochkarätig, in der Verlosung um den Gesamtsieg ist Roglic mit seinen Qualitäten aber allemal mit dabei.

Nach den Eindrücken der vergangenen Jahre dürfte der 29-Jährige auch für Gesamtsiege bei einwöchigen Rundfahrten wie Tirreno-Adriatico und der Tour de Romandie infrage kommen. Sein Start im Anschluss bei der Tour scheint ebenfalls möglich, dort gehört aber Steven Kruijswijk die Leaderrolle. Der Niederländer ist einer der beständigsten Klassementfahrer seiner Generation und scheint mit zunehmendem Alter immer besser zu werden, eine Top-Fünf-Platzierung liegt in Reichweite. Noch unklar ist die Rolle von George Bennett: Der ebenfalls mit guten Rundfahrerqualitäten ausgestattete Neuseeländer wird womöglich zunächst als Edelhelfer eine Grand Tour bestreitet und dann seine Chance bei der Vuelta erhalten. Mit Martin, Robert Gesink, Koen Bouwman sowie den Rundfahrertalenten Sepp Kuss, Antwan Tolhoek und De Plus kann Jumbo - Visma zudem inzwischen eine exzellente und vielseitige Helfergarde für die Grand-Tour-Ambitionen seiner Kapitäne aufbieten.

Für die Klassiker ist man mit den Neuverpflichtungen Van Aert und Teunissen zumindest auf dem Papier bestens besetzt, auch der Niederländer Danny van Poppel soll sich künftig mehr auf die belgischen Klassiker konzentrieren. Sprinter Groenewegen garantiert mittlerweile reichlich Saisonsiege und wird vor allem bei der Tour de France weitere Tageserfolge anpeilen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Tour-Doppelstrategie des Teams mit geteiltem Fokus auf Klassement und Sprints noch einmal so gut funktioniert wie 2018. Weitere Entwicklungsschritte erhofft die Teamleitung zudem von seinen zahlreichen Talenten, darunter die bereits angesprochenen Kuss, Tolhoek und De Plus sowie der US-Amerikaner Neilson Powless – jeder aus dem Quartett besitzt das Potenzial, ein Leistungsträger bei Jumbo-Visma zu werden.

Eckdaten:
Land: Niederlande
Hauptsponsor: Jumbo, Visma
Branche: Supermarktkette, Softwareunternehmen
Teamchef: Richard Plugge
Radausrüster: Bianchi
WorldTour-Ranking 2017: 10
Fahrer im Aufgebot: 27

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