RSNplusDrei Mann in den Tour-Top-Ten

Ineos vertraut auf die “schiere Anzahl starker Fahrer“

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Ineos vertraut auf die “schiere Anzahl starker Fahrer“ "
Ineos Grenadiers bei der Tour de France in Aktion | Foto: Cor Vos

11.07.2022  |  (rsn) - Team Ineos Grenadiers ist bisher eine eher unscheinbare Tour de France gefahren. Selbst an der Planche des Belles Filles, dem einstigen Paradeberg des früheren Anführers Chris Froome, hielten sich Ex-Toursieger Geraint Thomas & Kollegen auffällig zurück.

Sie konnten nicht mehr tun, als aus den Logenplätzen vorn im Peloton zuzuschauen, wie erst Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) attackierte und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) dann an dem Dänen vorbeizog. “Die beiden sind ein Level besser als wir“, gab Thomas denn auch auf der Pressekonferenz am zweiten Ruhetag via zoom zu.

___STEADY_PAYWALL___ Trotz dieser Tarnkappe aufgrund von Leistungsdefiziten liegen die Ineos-Mannen aber in interessanter Lauerposition. Sie besetzen die Plätze 3, 4 und 7. Thomas selbst ist mit 1:17 Minuten Rückstand am nächsten dran an Pogacar, aber auch Tourneuling Thomas Pidcock bleibt mit 1:46 Minuten noch unter der 2-Minuten-Marke.

Geraint Thomas ist als Dritter der im Gesamtklassement am aussichtsreichsten platzierte Ineos-Profi. | Foto: Cor Vos

Dazwischen liegt mit 1:25 Minuten Rückstand Adam Yates. Nur Daniel Martinez ist nach der 9. Etappe mit mehr als 17 Minuten Rückstand jenseits aller Podiumsträume. “Schade, dass Dani einen schlechten Tag hatte. Aber ansonsten sind wir gut dabei“, zog Thomas zufrieden Bilanz.

Dem stimmte im Gespräch mit radsport-news.com auch der Sportliche Leiter Gabriel Rasch zu. “In der ersten Tourwoche bot das Gelände wenig Gelegenheiten für große Zeitabstände. Wir haben die komplizierteren Etappen gut überstanden. In der zweiten und dritten Woche kommen aber die Etappen, bei denen wir glänzen wollen. Wir haben ein starkes Team zu Verfügung. Und im Vergleich zu anderen Rennställen ist unser Vorteil die schiere Anzahl starker Bergfahrer“, sagte der Norweger.

Für Ineos beginnt die Tour mit der 10. Etappe erst richtig

Für ihn und sein Team beginne die richtige Tour am Dienstag mit der 10. Etappe, meinte der einstige norwegische Meister im Straßenrennen, der zum Ende seiner Profikarriere auch anderthalb Saisons noch beim Ineos-Vorgänger-Sky fuhr.

Thomas sieht es ähnlich. Auch er nannte die Anzahl starker Fahrer als Vorteil seines Teams. Nachdenklich fügte er aber hinzu: “Das ist nur der eine Teil der Geschichte. Der andere ist, wie man sich auf der Straße fühlt, wie gerade das Rennen verläuft und wie man diesen theoretischen Vorteil auch praktisch nutzen kann.“

Selbst wirkte er eher skeptisch, ob sein Team im Vergleich zur Konkurrenz große Bäume ausreißen kann. Pogacar und Vingegaard, aber auch Roglic schätzt er trotz der Verletzungsprobleme des Letzteren für stärker ein. Pogacar hält er sogar für den besten, gegen den – oder mit dem – er je gefahren ist. “Contador war in den Bergen extrem gut und hat sich auch zu einem starken Zeitfahrer entwickelt. Froome war in beiden Disziplinen gleich gut. Pogacar aber kann einfach alles: Berge, Zeitfahren, Kopfsteinpflaster und auch noch sprinten“, sagte er bewundernd über den erst 23 Jahre alten Slowenen.

Seine Teamkollegen Adam Yates (li.) und Thomas Pidcock folgen auf den Positionen vier und sieben. | Foto: Cor Vos

Nur den Logenplatz am Hinterrad der Besten will der Waliser aber auch nicht genießen. “Ich fühle mich gut. Die Vorbereitung hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Ich habe etwas anders trainiert, mit mehr Pausen und höheren Intensitäten. Das hat sich bemerkbar gemacht“, sagte der 36-Jährige. Bei den letzten Rennen vor der Tour blieb er auch auf dem Rad – eine Seltenheit für den sturzanfälligen Profi. Bei dieser Tour stürzte er bisher nur einmal, auf der Kopfsteinpflasteretappe nach Arenberg. Dank der Nachführarbeit des Teamkollegen Pidcock hielt er den Rückstand aber in engen Grenzen.

Thomas schwärmt über den Tour-Debütanten Pidcock

Von seinem jungen Landsmann ist er positiv überrascht. “Wir wussten ja schon, dass er bei Eintagesrennen richtig gut ist. Diese Tour ist komplettes Neuland für ihn. Aber er hält sich wacker. Und ich würde mich nicht wundern, wenn er nach der zweiten Woche weiter unter den Top 10 ist“, sagte er. Ob Pidcock dann noch dabei sein wird, weil er sich ans richtige Hinterrad geklemmt hat oder er etwas Zeit verloren hat, weil er alle Kräfte für die Chefs Thomas und Yates einsetzte oder dank einer geglückten Attacke sogar weiter vorrückte im Klassement, ließ Altmeister Thomas offen.

Lediglich Daniel Martinez büßte auf der schweren 9. Tour-Etappe seine Top-Ten-Position ein. | Foto: Cor Vos

Klar ist allerdings auch, wenn Ineos mehr will als nur Platz 3, muss mindestens ein taktisches Bravourstück mit der entsprechenden Beinkraft realisiert werden. Nur Mitfahren könnte sich angesichts der anderen, sehr stabil wirkenden Konkurrenten wie Enric Mas (Movistar), Romain Bardet (DSM) und David Gaudu (Groupama – FDJ) allesamt ebenfalls weniger als zwei Minuten hinter Pogacar als gefährlich erweisen.

Für Klassement-sortierend hält Thomas in der zweiten Woche vor allem die Etappe nach l’Alpe-d’Huez. Dort muss Ineos versuchen, die zahlenmäßige Übermacht in Ergebnisse umzumünzen. Für das Rennen kann es nur gut sein. Diese Tour de France braucht mutige Grenadiere von der Insel.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

01.06.2024Unbound: Schiff, Betz, Breuer und Co. jagen den Sieg

(rsn) – Emporia im US-Bundesstaat Kansas ist dieser Tage wieder das Mekka der Gravel-Szene. Auch wenn die UCI-Weltmeisterschaften erst Anfang Oktober in Belgien ausgetragen werden, findet in der 25.

01.06.2024Pogacars Sportdirektor Matxin: “Vingegaard ist der große Favorit“

(rsn) – Genau vier Wochen sind es noch, bis in Florenz die 111. Tour de France beginnt. Läuft bei allen die Vorbereitung bis dahin glatt, so dürfen sich die Fans auf das lang ersehnte Aufeinandert

01.06.2024Große Vorschau auf das 76. Critérium du Dauphiné

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) stehen am Sonntag in Saint-Pourcain-sur-Sioule nicht am Start der 1. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UW

01.06.2024UAE will Pogacars Tour-Konkurrenten nächsten Dämpfer verpassen

(rsn) – Nach der dominanten Vorstellung von Tadej Pogacar beim Giro d´Italia will das UAE Team Emirates dessen Kontrahenten für die Tour de France beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) an den komme

01.06.2024Die Aufgebote für das 76. Critérium du Dauphiné

(rsn) – Am 2. Juni beginnt die 76. Ausgabe des Critérium du Dauphiné mit einer hügeligen Etappe rund um Saint-Pourcain-sur-Sioule. Am Start stehen unter anderem Primoz Roglic (Bora - hansgrohe) u

01.06.2024Jorgenson und Kuss führen Visma beim Dauphiné an

(rsn) – Mit Gesamtsiegen in allen drei Grand Tours war Jumbo – Visma 2023 das Rundfahrtteam schlechthin. Doch nach dem Abgang von Primoz Roglic und den Verletzungen von Jonas Vingegaard und Wout v

01.06.2024Dänemarks Olympia-Quartett für die Straße ist komplett

(rsn) – Mads Pedersen, Mattias Skjelmose (beide Lidl – Trek), Michael Morkov (Astana Qazaqstan) und Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates) werden Dänemark bei den Olympischen Spielen in Paris auf der S

01.06.2024Valentin Paret-Peintre auf dem Weg zu Soudal - Quick-Step

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

01.06.2024Dominanter Dreifachsieg am Flugfeld in Markersdorf

(rsn) - Rund um den früheren Fliegerhorst in Markersdorf ging es auf der 2. Etappe der Sportland NÖ Womens Kids Tour in Österreichs einzigem Etappenrennen für Frauen. Die Zuschauer dort erlebten e

31.05.2024Malopolska: Rapp nach Aufholjagd Siebter

(rsn) - Auf der schweren 1. Etappe der Tour of Malopolska (2.2), die mit einer vier Kilometer langen Bergankunft zu Ende ging, hat sich Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) trotz eines Defektes in einem ung

31.05.2024Rüeggs spätes Solo wird nur mit dem Bergtrikot belohnt

(rsn) - Lukas Rüegg (Team Vorarlberg) hat nach einer späten Attacke auf der 2. Etappe der Tour de l`Oise (2.2) knapp den Etappensieg verpasst. Der Schweizer wurde rechtzeitig zum Sprintfinale wiede

31.05.2024Tour du Maroc: Homrighausen wusste, worauf es ankam

(rsn) – Nachdem er 2022 bereits den in Tarfaya endenden GP Oued Eddahab (1.2) gewonnen hatte, verpasste Heiko Homrighausen (Embrace The World) an gleicher Stelle nun zum Auftakt der Marokko-Rundfah

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Heistse Pijl (1.1, BEL)