RSNplusSpecial Olympics World Games in Berlin

Kilometer fressen, Kumpels treffen, mal im Mittelpunkt stehen

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Kilometer fressen, Kumpels treffen, mal im Mittelpunkt stehen"
| Foto: specialolympics.de

15.06.2023  |  Die Special Olympics World Games vom 17. bis 25. Juni in Berlin vereinen über 7000 Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung aus fast 200 Nationen. Auch Radsport gehört zum Programm der 26 Disziplinen; hier ein Einblick in eine ganz besondere Sport-Szene.

Robert Herberg freut sich schon auf die Weltspiele. Der 41-jährige lebt und trainiert in Berlin-Lichtenberg. Zur Wettkampfstrecke auf der Straße des 17. Juni in Berlin-Tiergarten sind es für ihn nur ein paar Kilometer. "Dann wird alles abgesperrt sein, nur für uns", freut er sich. Weltspiele der Special Olympics kennt er bereits, zwei Mal erlebte er solche Groß-Events schon. Bei den Spielen 2015 in Los Angeles holte er zwei Goldmedaillen, jeweils im Zeitfahren. „Das war mein schönstes Sporterlebnis“, sagte er Radsport-News während einer Trainings-Session in Berlin.

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Auch in Berlin wird er wieder im Zeitfahren antreten. Das gibt es in verschiedenen Kategorien, mit Distanzen zwischen 500 Metern und zehn Kilometern, je nach Leistungsstärke und Grad der Einschränkung. "Wir haben drei Kategorien, Kurzstrecke, Mittelstrecke und Langstrecke"“, erzählt Franziska Weidner radsport-news.com. "Auf der Kurzstrecke gibt es Zeitfahren von 500 bis 2000 Meter, in der Mittelstrecke von 2000 bis 10 000 Meter und in der Langstrecke über 5000 und 10 000 Meter. Außerdem gibt es auf der Mittelstrecke noch Straßenrennen über 5000 Meter und auf der Langstrecke 5000, 10 000, 15 000 und 25 000 Meter", so die Bundestrainerin bei den Special Olympics für Radsport, Triathlon, Schwimmen und Leichtathletik.

Es geht um das Wettkampferlebnis, nicht darum, der absolut Beste zu sein

Eine Besonderheit ist, dass keine Pelotons von mehreren Dutzend oder gar über 100 Sportlerinnen und Sportlern ins Rennen geschickt werden, sondern Gruppen von drei bis acht Teilnehmerinnen und Teilnehmern. "Ideal wären Gruppengrößen von sechs bis acht. Aber die Gruppen werden nach Vorleistungen zusammengestellt. Es sollen Athleten miteinander kämpfen, die ein ähnliches Leistungs-Niveau haben“, erklärt Franziska Weidner.

Die Regelungen dafür sind strikt: Wer im Wettkampf mehr als 15 Prozent besser ist als in der Klassifizierungsrunde, wird disqualifiziert. Das Motiv dahinter ist, dass den Sportlerinnen und Sportlern ein tolles Wettkampferlebnis ermöglicht wird mit ungefähr den gleichen Chancen auf den Sieg - und nicht dass eine oder einer das Rennen dominiert.

Das ist ein durchaus interessanter Ansatz, auch über den speziellen Sport der Special Olympics hinaus: Es geht ums Ermitteln der besten unter etwa Gleichstarken, ums Erleben eines Wettkampfs - und nicht darum, der absolut Beste von allen zu sein.

Das deutsche Radsport-Team für die Special Olympics | Foto: specialolympics.de

Das Olympische Motto "Dabei sein ist alles" wird bei den Special Olympics besonders groß geschrieben: Eine Art Ehrung erhält jeder. Die ersten Drei bekommen die bekannten Medaillen in Gold, Silber und Bronze. Die anderen in den bis zu acht Personen umfassenden Gruppen erhalten Teilnahmeschleifen und werden bei den Siegerehrungen ebenfalls auf die Bühne geholt.

Die Special Olympics sind ein Höhepunkt für eigentlich alle, denn für Momente stehen sie ganz im Mittelpunkt. Die ganze Organisation dreht sich nur um sie, von besonders präparierten Wettkampfstätten über das Programm der Gastgeberstädte, in das freiwillige Helfer aus allen Bundesländern einbezogen sind, bis hin zum Kulturprogramm, das es im Rahmen der Special Olympics auch gibt und in dem auch Künstlerinnen und Künstler auftreten, die selbst Behinderungen haben.

Die Möglichkeit, Sport zu treiben, bedeutet auch für Menschen mit geistigen Behinderungen einen Gewinn an Freiheit und Lebensfreude. Robert Herberg etwa kann mit seinem speziell für ihn angefertigten Dreirad selbständig größere Touren im Stadtgebiet von Berlin unternehmen. Er trainiert mit Gleichgesinnten, und der Sport verhilft ihm auch zu weiterem Wachstum.

Die Special Olympics könnten ein Impulsgeber werden

"Sport bringt zuallererst natürlich körperliche Fitness", erzählt Herbergs Mutter Evelin Päthe-Grünwald radsport-news.com: "Es wachsen aber auch Selbstbewusstsein und geistige Fitness, denn es findet viel Interaktion statt, mit Gleichaltrigen, aber auch mit uns. Und es hilft bei der Einschätzung, was man kann und was man nicht kann sowie bei der Ausbildung des eigenen Willens." Manchmal käme sogar mehr eigener Wille hinzu, als gut sei, ergänzt Päthe-Grünwald lachend. Aber Sport sei nun mal ein Entwicklungstreiber, auch und gerade für Menschen mit geistiger Behinderung.

Bedauerlich ist jedoch, dass bisher nur wenig Sportvereine explizit Trainingsmöglichkeiten für geistig behinderte Menschen anbieten. Auch Wettkämpfe in den "Unified Sports", an denen Menschen mit und ohne Behinderung teilnehmen, sind noch recht dünn gesät. Die Special Olympics in Berlin könnten auch hier ein Impulsgeber werden. Auf der Straße des 17. Juni, wo sonst die Stars der Marathon-Läufe angefeuert werden, stehen für eine Woche die Straßenradsportlerinnen und Radsportler der Special Olympics im Mittelpunkt - mit ihren speziellen Dreirädern, konventionellen Stadträdern und auch umgebauten Rennrädern.

Hier ein Video über das deutsche Rad-Team bei den Special Olympics:

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