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13.10.2023 | (rsn) - Zweiter Tag, zweite dicke Überraschung bei der Tour of Chongming Island: Nachdem Ceratizit-WNT-Anfahrerin Mylène de Zoete zum Auftakt zur Siegfahrerin geworden ist, hat Hanna Tserakh für das chinesische Team Li Ning Star Ladies die 2. Etappe gewonnen.
Die Belarussin setzte sich auf nasser Straße am New City Park auf der Insel vor Shanghai vor der Italienerin Martina Fidanza durch und verhinderte damit den zweiten Ceratizit-Sieg in Folge nur knapp. Dritte wurde Fidanzas Landsfrau Chiara Consonni (UAE Team ADQ).
Mit dem Ergebnis revanchierte sich Tserakh nach zwei Jahren für ihre Niederlage bei den Bahn-Europameisterschaften im bulgarischen Plovdiv. Damals nämlich hatte sie gegen Fidanza den Kürzeren gezogen und Silber gewonnen – bis dato trotzdem wohl der größte Erfolg ihrer Karriere.
“Das ist mein erster großer Sieg und es fühlt sich unglaublich an. Mein Team hat einen guten Job gemacht und ich danke ihnen allen – genau wie auch dem Staff. Ich bin wirklich happy“, sagte Tserakh im Ziel zu radsport-news.com in vorsichtig-verhaltenem Englisch, nachdem sie dank der Bonifikationen für den Sieg und einer weiteren Bonussekunde, die sie auf der 1. Etappe am ersten Zwischensprint ergattert hatte, auch das Gelbe Trikot übergestreift hatte.
“Ich bin seit langer Zeit nicht so ein Rennen gefahren. Natürlich bin ich deshalb happy mit dem Ergebnis“, so Tserakh weiter. Vor vier Jahren war sie, als die Women’s WorldTour vor der Corona-Pandemie zuletzt in China zu Gast war, bereits auf den siebten Platz beim Eintagesrennen der Tour of Guangxi gesprintet.
Seitdem aber sah man die 25-Jährige, die erst am 1. August zum Team Li Ning Star Ladies gestoßen ist und in den vergangenen Jahren bis März 2022 für das belarussische Team Minsk unterwegs war, das es inzwischen als UCI-Rennstall nicht mehr gibt, auf der WorldTour-Bühne nicht mehr. Immerhin 17 Monate war sie ganz ohne Straßenteam.
Umso beeindruckender war dafür der Auftritt nun auf pitschnasser Fahrbahn auf Chongming Island. Ihre Mannschaft brachte Tserakh kurz nach der 1.000-Meter-Marke an zweiter Position liegend um die letzte Rechtskurve, und dann agierte die spätere Siegerin geschickt: Als Ceratizit – WNT sich an die Spitze schob, blieb sie cool, hielt sich nochmal im Windschatten der Konkurrenz auf und orientierte sich ans Hinterrad von Consonni, um auf den letzten 250 Metern von dort schließlich zum Sieg zu spurten.
“Mein Team ist einen perfekten Leadout für mich im Finale gefahren – und danach, ich weiß nicht… Ich wollte einfach unbedingt gewinnen“, fiel es ihr schwer, ihren Sprint detailliert zu schildern. Fidanza, die den Sprint von de Zoete im Gelben Trikot hatte angezogen bekommen, eröffnete den Sprint früh und war daher lange im Wind. Außerdem rutschte ihr etwa 50 Meter vor der Linie das Hinterrad auf einer nassen Fahrbahnmarkierung etwas weg. Doch ob sie ohne diesen Fauxpas gewonnen hätte, scheint fraglich. Tserakh war auf den letzten Metern klar die Schnellste.
Während Tserakh das Gelbe Trikot der Gesamtführenden überstreifte und nun eine Sekunde vor de Zoete an der Spitze liegt, hat Consonni nach einem vierten Platz zum Auftakt und Rang drei nun auf der 2. Etappe den dritten Gesamtrang inne – zwei Sekunden hinter Gelb. Die Italienerin trägt dafür mit deutlichem Vorsprung aber das Grüne Trikot.
Vor der Schlussetappe ebenfalls noch in guter Ausgangslage sind die Polin Daria Pikulik (Human Powered Health) mit vier sowie die Italienerin Fidanza und die Australierin Georgia Baker (Jayco – AlUla) mit jeweils fünf Sekunden Rückstand auf Gelb. Ebenfalls fünf Sekunden hinter der Gesamtführenden liegt die Usbekin Olga Zabelinskaya (Tashkent City Team), die auf der 2. Etappe beide Zwischensprints und damit sechs Bonussekunden gewann.
Sie war nach zehn Kilometern aus dem Hauptfeld ausgerissen und fuhr mehr als 100 Kilometer allein an der Spitze – bei einem Maximalvorsprung von rund drei Minuten. Erst an der 1000-Meter-Marke wurde die 43-Jährige doch noch eingefangen. Die Bonussekunden von den beiden Zwischensprints aber waren Zabelinskaya nicht mehr zu nehmen.
Das Bergtrikot trägt auch auf der 3. Etappe die Niederländerin Nina Kessler (Jayco – AlUla), die nun aber punktgleich mit Laura Tomasi (UAE Team ADQ) ist, weil die Italienerin den einzigen Bergpreis der 2. Etappe auf der 70 Meter hohen Brücke über den Yangtse gewonnen hat. Beste Nachwuchsfahrerin ist nach wie vor die 22-jährige Chinesin Xin Tang (Nationalteam), die mit acht Sekunden Rückstand auf das Gelbe Trikot nun Gesamtachte ist und daher Weiß trägt.
Am Schlusstag der Tour of Chongming Island wartet am Samstag ein 11,5 Kilometer langer Rundkurs mit Start und Ziel ebenfalls am New City Park. Diese Runde muss sieben Mal absolviert werden, bevor es nach 112,3 Kilometern um den letzten Sprintsieg und den Gesamterfolg geht.
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