Erst das Rennen, dann die OP

Landis auf der Tour der Leiden

11.07.2006  |  (Ra) - Floyd Landis, einer der großen Tour-Favoriten, fährt mit kaputter Hüfte. Den gestrigen Ruhetag nutzte der 30-jährige US-Amerikaner, um der versammelten Presse seine Leidensgeschichte zu erzählen. Seit einem Sturz vor über drei Jahren muss der Phonak-Kapitän schlimme Schmerzen ertragen, kann kaum laufen und nur von einer Seite sein Rad besteigen. Auch die häufig belächelte Sitzposition bei Einzelzeitfahren ist eine Folge der massiven Hüftprobleme.

Die Ärzte haben Knochenfraß (Osteonecrosis) diagnostiziert, eine Krankheit, bei der in Folge unzureichender Blutversorgung die Knochen regelrecht zerfallen. Genau das passiert mit Landis’ rechtem Hüftknochen. Der Arzt des Amerikaners, Dr. Brent Kay, bestätigte auf der Pressekonferenz, dass nur die Implantantion einer künstlichen Hüfte helfen werde. Aber damit will Landis bis nach der Tour warten. Ob es seine letzte sein wird?

“Nein, ich fühle mich nicht, als ob es meine letzte Tour sein würde“, lautete die Antwort. „Ich hatte bis jetzt eine sehr gute Saison, in der ich bewiesen habe, dass ich schwere Rennen gewinnen kann. Was immer auch bei der Tour passieren mag, hat nichts mit meiner Verletzung zu tun, sondern nur mit dem Rennverlauf.“

„Am schlimmsten ist es beim Zeitfahren“, veranschaulichte Landis die Probleme, mit denen er zu kämpfen hat. „Deshalb fahre ich auch in dieser Sitzposition. Ich kann meine Beine nicht höher in Richtung Brust anheben. Also muss ich weiter vorne sitzen. Immerhin scheint es ja effektiv zu sein und meine Zeitfahrfähigkeiten nicht einzuschränken“, so Landis mit sarkastischem Grinsen. Platz zwei beim ersten großen Zeitfahren am Samstag gibt ihm recht. Der ehemalige Armstrong-Helfer ist der bestplatzierte der Favoriten in der Gesamtwertung.

Drei Operationen hat der Spross einer strenggläubigen Mennonitenfamilie schon über sich ergehen lassen müssen, die letzte Ende 2004. „Dabei war von vornherein klar, dass die Hüfte auf jeden Fall ersetzt werden muss“, so Landis. „Es ging nur darum, die Blutzirkulation zu verbessern und den Verfallsprozess zu verlangsamen.“

Landis erträgt die ständigen Schmerzen und die Risiken mit fast schon stoischer Gelassenheit: „Ich hatte bis jetzt noch gar keine Zeit, um Angst zu haben, dass etwas Schlimmes passiert. Ich bin glücklich, dass ich bisher nicht gestürzt bin. Denn das wäre eine echte Katastrophe.“

Aber auch ohne Sturz, dem „worst case“ sozusagen, ist es für den Rotschopf eine Tour der Leiden. Die will Landis nicht nur durchstehen, sondern als Triumphator in Gelb und Nachfolger von Lance Armstrong in Paris beenden.

Bei Phonak sind alle optimistisch, dass der Kapitän nicht nur die Tour gewinnen kann, sondern nach einer Operation seine Karriere wird fortsetzen können. „Es gab zwar noch keine Tour-Starter, bei denen so etwas vorgekommen ist“, sagte Dr. Kay. „Aber es ist sicherlich möglich. Radsport ist keine so große Belastung für eine Hüfte. Ein Comeback ist möglich und vernünftig.“ Fragt sich nur, ob das, was Landis seinem Körper zumutet, vernünftig ist?

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