UCI will Fall Armstrong an sich reißen

USADA-Chef beklagt Einschüchterungsversuche

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Lance Armstrong | Foto: ROTH

04.08.2012  |  London/Austin (dapd) - Es war sicher nur gut gemeint von Pat McQuaid. Mit so einem komplexen Fall wie dem von Lance Armstrong sei die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA sicher überfordert. So eine Causa gehöre in die richtigen Hände, am besten in die des Radsport-Weltverbandes UCI.

Und so forderte der Ire in seiner Funktion als UCI-Präsident freundlich aber bestimmt bereits am 13. Juli in einem Brief die Amerikaner auf, das gesamte Material mit all den Beweisen doch dseinem Verband überlassen. Die Antwort erhielt er zwei Wochen später in der gleichen Deutlichkeit zurück. Das sei so, wie wenn der "Fuchs den Hühnerstall" bewacht, schrieb USADA-Anwalt William Bock und verwies auf einen möglichen Interessenkonflikt, in dem sich die UCI befände.

Es wäre Armstrong sicherlich recht gewesen, hätte die UCI den Fall an sich gerissen. Auf seine Freunde in der Schweiz konnte sich der siebenmalige Toursieger bisher stets verlassen, mochte der Sturm mit all den Doping-Anschuldigungen auch noch so groß sein. Es war ja auch stets eine Win-Win-Situation für die UCI, die sich in der Strahlkraft des Texaners gerne sonnte.

Doch jetzt steht Armstrongs Lebenswerk auf dem Spiel. Ihm wird Blutdoping sowie die Einnahme von Testosteron, Corticosteroiden, Wachstumshormonen und demaskierenden Mitteln vorgeworfen. Im Falle einer Verurteilung droht dem Texaner, der bis Mitte August noch Einspruch gegen die Anklage einlegen kann, eine lebenslange Sperre und die Aberkennung aller sieben Toursiege.

Und es könnte auch unangenehm für die UCI werden, sollte Armstrong mit seiner Entourage an hochrangigen Anwälten die Dopinganklage nicht abwenden können. Denn allein, was in dem 15-seitigen Schreiben der USADA an Armstrong und die fünf weiteren Angeklagten wie dessen früheren Mentor Johan Bruyneel im Juni stand, könnte den Weltverband und dessen damaligen Präsidenten Hein Verbruggen in Erklärungsnot bringen.

So heißt es in dem Schreiben unter anderem, dass Dr. Martial Saugy, Direktor des Anti-Doping-Labors in Lausanne, bei einem Gespräch mit der USADA bestätigt habe, dass eine Urinkontrolle Armstrongs bei der Tour de Suisse 2001 Spuren von Epo aufgewiesen habe. Ähnliches hatte bereits Floyd Landis bei seinem umfangreichen Dopinggeständnis vor zwei Jahren behauptet. Demnach habe Armstrong ihm erzählt, dass er ein finanzielles Abkommen mit Verbruggen geschlossen habe und der positive Test unter den Tisch gekehrt wurde.

Speziell bei diesem Vorwurf hatte die UCI geradezu allergisch reagiert, gleichwohl aber zwei Geldzahlungen Armstrongs in Höhe von insgesamt 125.000 Dollar kleinlaut eingeräumt. Lediglich eine Spende oder doch womöglich Schweigegeld? "Die UCI hat so viel Dreck am Stecken, da kann man Blumen drauf pflanzen", hatte Chefankläger Werner Franke damals schon gesagt.

Kein Wunder, dass die UCI die Entscheidungsgewalt in diesem Fall haben will. "Die UCI möchte, dass der gesamte Fall mit all seinen Beweisen an eine unabhängige Jury geht, die dann entscheidet, ob die Befragten sich verantworten müssen", schrieb McQuaid. Es sei nicht die Intention der UCI, den Fall zu den Akten zu legen. Ein wenig verwunderlich war das Vorpreschen schon, hatte McQuaid noch am 11. Juli, also exakt zwei Tage vor seinem Schreiben, am Rande der Tour de France erklärt, dass die UCI dem Treiben in den USA gelassen entgegen sehe. "Es ist eine USADA-Ermittlung. Wir warten ab und schauen, was dabei herauskommt."

So ist das Misstrauen von USADA-Chef Travis Tygart verständlich. "Die UCI und die Beteiligten der Verschwörung, die den Sport mit gefährlichen, leistungsfördernden Drogen betrogen haben, um zu gewinnen, haben ein großes Interesse daran, das zu verschleiern", sagte Tygart und ergänzte: "Einschüchterungsversuche oder Druck, um die Wahrheit zu verschleiern, werden uns nicht davon abhalten, den Job zu machen, mit dem wir beauftragt wurden." Es dürften spannende Wochen werden, auch für die UCI.

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