Fleche Wallonne: Frauen holen Männer beinahe ein

Van der Breggen nutzt die neue Strecke und klettert allen davon

Von Felix Mattis aus Huy

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Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) feiert den bislang größten Erfolg ihrer Karriere. | Foto: Cor Vos

22.04.2015  |  (rsn) – Mit einem Angriff im neuen Cherave-Anstieg gut fünf Kilometer vor dem Ziel hat sich Anna Van der Breggen beim Fleche Wallonne den bislang größten Erfolg ihrer Karriere gesichert. Die 25-Jährige vom Team Rabobank-Liv erreichte das Ziel am Ende der gefürchteten „Mur“ zwölf Sekunden vor ihrer niederländischen Landsfrau Annemiek Van Vleuten (Bigla) und 20 Sekunden vor Megan Guarnier (Boels-Dolmans) aus den USA. Damit übernahm sie auch die Führung in der Weltcup-Gesamtwertung.

„Die Streckenänderung gefällt mir“, sagte Van der Breggen dementsprechend. „Das verändert das Rennen und macht es am Ende härter.“ Allerdings wäre die Niederländerin wohl auch zum Sieg gefahren, wenn sich der Fleche wie früher – und wie bei den Männern einmal mehr – einzig am Schlussanstieg entschieden hätte. „Sie zu schlagen, war heute nicht möglich“, stellte die Zweitplatzierte Van Vleuten fest.

Ohne den Cherave-Anstieg allerdings wären die Veranstalter wohl ins Schwitzen gekommen, denn die Frauen, die lange Zeit schneller unterwegs waren als per Marschtabelle geplant, rückten dem Männer-Peloton auf die Pelle – fünf Kilometer befand man sich nur noch hinter den Männern, als die neue Zusatzrunde über Cote de Cherave angegangen wurde.

Mit dem Sieg an der „Mur“ beerbte Van der Breggen ihre französische Teamkollegin Pauline Ferrand-Prevot, die im Vorjahr erst in Huy ihren ersten Profisieg feierte und dann im September Weltmeisterin wurde. „Der WM-Kurs ist diesmal ganz anders, aber es ist der größte Titel im Radsport und natürlich mein großes Ziel“, bestätigte Van der Breggen radsport-news.com, dass ihr derselbe Weg vorschwebt.

Auch in Ponferrada hätte Van der Breggen bereits glänzen können. Die bergige Strecke kam ihr entgegen, doch das Mannschaftszeitfahren zur WM-Eröffnung machte einen Strich durch die Rechnung. Van der Breggen konnte in der vorletzten Kurve nicht mehr ausweichen, als die damals noch für Rabobank fahrende Annemiek Van Vleuten vor ihr in die Absperrgitter rauschte, überschlug sich und brach sich das Becken.

Nun standen die beiden in Huy gemeinsam auf dem Podium, wobei Van Vleuten zugeben musste, an der bis zu 26 Prozent steilen „Mauer“, deren Fuß sie noch gemeinsam erreichten, keine Chance gehabt zu haben. „Ich habe gar nicht versucht, dran zu bleiben“, sagte sie direkt nach der Zielankunft zu radsport-news.com. „Stattdessen bin ich mein Tempo gefahren, um vielleicht zu profitieren, wenn sie überzieht und explodiert.“ Doch das geschah nicht.

Van der Breggen war am Cote de Cherave rund sechs Kilometer vor dem Ziel aus einer sechsköpfigen Verfolgergruppe zu ihrer Teamkollegin Roxane Knetemann und Van Vleuten nach vorne gesprungen. „Als sie von hinten kam wusste ich, dass es sehr hart werden würde“, so Van Vleuten, die sich ihrerseits gut 20 Kilometer vor dem Ziel mit Knetemann aus dem zu diesem Zeitpunkt nur noch etwa 25 Frauen starken Feld gelöst hatte.

Das Duo fuhr sich schnell einen Vorsprung von mehr als einer Minute heraus. Dann aber änderte Rabobank-Liv seinen Plan. Die Mannschaft von Knetemann übernahm bei den Verfolgern die Führungsarbeit und Knetemann vorne die Beine hoch. „Es war schwer, dann die ganze Arbeit alleine zu machen – vor allem in dem Wissen, dass die Mur noch kommt“, so Van Vleuten, und Van der Breggen erklärte: „Roxane hatte durch den Ausreißversuch eine Chance. Aber wir wollten auf jeden Fall gewinnen. Und wenn man sich mit der Rennsituation nicht sicher ist, ob es klappt, dann muss man etwas unternehmen.“

Auch wenn es zunächst befremdlich schien, dass Rabobank-Liv die eigene Teamkollegin verfolgte, so war es am Ende die richtige Entscheidung, denn Knetemann konnte Van Vleuten an der Mur nicht folgen und Rabobank-Liv hätte das Duell somit verloren, wenn es beim Duell geblieben wäre. So aber schrumpfte der Vorsprung des Duos bis zu Van der Breggens Angriff auf 15 Sekunden, die die spätere Siegerin schnell überbrückt hatte.

„Annas ersten Antritt konnten wir noch mitgehen. Aber dann ist sie nochmal losgefahren, und da ging es nicht mehr“, erklärte die Siegerin von 2012, Evelyn Stevens, radsport-news.com. Sie saß mit Boels-Dolmans-Teamkollegin Megan Guarnier in der Verfolgergruppe und übernahm die Verantwortung. „Zwei Rabos waren vorne und mit Ferrand-Prevot und Niewiadoma auch noch zwei bei uns. Megan hat gefragt, was wir jetzt machen und ich habe entschieden, dass ich die Verfolgung übernehme, damit sie dann an der Mur attackieren kann“, so Stevens, die mit 44 Sekunden Rückstand Sechste wurde.

Der Plan ging auf, Guarnier war die Einzige im Feld, die den Schlussanstieg genauso schnell hinauf kam wie Van der Breggen – allerdings war sie 20 Sekunden später in ihn hineingefahren und dementsprechend auch 20 Sekunden später als die Niederländerin als Dritte oben. Platz vier ging mit 32 Sekunden Rückstand an Ashleigh Moolman-Pasio, die zum vierten Mal in Folge in die Top 5 des prestigeträchtigen Weltcuprennens von Huy fuhr.

Fünfte wurde die Polin Katarzyna Niewiadoma, Siebte Knetemann und Achte Vorjahressiegerin Ferrand-Prevot, so dass Rabobank-Liv vier Frauen in die Top 8 brachte. Alena Amialiusik (Velocio-SRAM) und Emma Johansson (Orica-AIS) komplettierten 1:07 Minute hinter Van der Breggen als Spitze der zweiten Verfolgergruppe die Top Ten.

Die einzigen beiden deutschen Starterinnen Lisa Brennauer (Velocio-SRAM / + 4:23) und Charlotte Becker (Hitec Products / + 9:39) verbrachten den Tag als Helferinnen ihrer Teams und beendeten die Achterbahnfahrt durch die Ardennen auf den Plätzen 37 beziehungsweise 94.

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