Clarke in Rosa, Uran verliert Zeit

Formolo entwischt beim Offensiv-Spektakel in den Cinque Terre

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Formolo entwischt beim Offensiv-Spektakel in den Cinque Terre"
Davide Formolo (Cannondale-Garmin) feierte in La Spezia seinen ersten Profisieg. | Foto: Cor Vos

12.05.2015  |  (rsn) – Ãœberraschung in den Cinque Terre: Davide Formolo (Cannondale-Garmin) hat die 4. Etappe des Giro d’Italia als Solist gewonnen, obwohl hinter ihm die Favoriten auf den Gesamtsieg erstmals Ernst machten. Der 22-jährige Youngster gewann das 150 Kilometer lange Teilstück von Chiavari kreuz und quer durch die malerische Küstenregion nach La Spezia mit 22 Sekunden Vorsprung vor Australiens Simon Clarke (Orica-GreenEdge) und Yonathan Monsalve (Southeast) aus Venezuela, die eine zwölfköpfige Verfolgergruppe um die Giro-Top-Favoriten Alberto Contador (Tinkoff-Saxo), Fabio Aru (Astana) und Richie Porte (Sky) ins Ziel führten.

„Zu Saisonbeginn lief es nicht rund und ich weiß nicht warum. Aber heute war mein Tag“, freute sich Formolo, der sofort nach vorne schaute: „Die Saison ist noch lang. Wir haben ein starkes Team und können noch eine Menge gewinnen.“ Der Italiener hatte schon früh einer großen Spitzengruppe angehört, die mehr als neun Minuten Vorsprung herausfahren konnte, bevor Astana im Feld das Tempo erhöhte und den Tag von da an zum Radsport-Spektakel machte.

Die Kasachen zerlegten das Feld in seine Einzelteile bis nur noch 18 Mann beisammen waren und holten im Finale auch die ursprünglich 27 Mann umfassende Spitzengruppe nach und nach wieder zurück – bis auf Formolo, der im letzten Anstieg des Tages noch einmal die Flucht nach vorne angetreten hatte.

22 Sekunden hinter dem Italiener zog Clarke auf der Zielgeraden einen unwiderstehlichen Sprint an und schob sich auf den letzten Metern an Monsalve vorbei, um dann wie ein Etappensieger zu jubeln, bis ihn der Tagesvierte Giovanni Visconti (Movistar) im Vorbeirollen darauf hinwies, dass der wahre Sieger längst im Ziel war. Immerhin durfte sich der Australier, der genau wie Monsalve und Formolo ebenfalls der großen Ausreißergruppe angehört hatte, aber mit dem Rosa Trikot trösten.

Das nahm der Australier seinem Landsmann und Teamkollegen Michael Matthews ab, der während der Berg- und Talfahrt wie der Großteil des Pelotons nicht mehr mithalten konnte und letztlich 20 Minuten verlor. „Es ist toll, dass ich das Trikot für einen weiteren Tag im Team halten kann“, freute sich Clarke, der nach Simon Gerrans und Matthews bereits der dritte Orica-Australier ist, der bei diesem Giro Rosa trägt. „Morgen müssen wir aber arg Gas geben, um das Trikot noch einmal zu verteidigen.“ Am Mittwoch steht in Abetone die erste Bergankunft der Rundfahrt auf dem Programm – am Ende eines 18 Kilometer langen, aber nicht besonders steilen Schlussanstiegs.

Während an den beiden vergangenen Tagen vor allem Tinkoff-Saxo das Tempo im Hauptfeld bestimmte, war es diesmal die Astana-Mannschaft, die gut 50 Kilometer vor dem Ziel das Kommando übernahm und das Feld keine 15 Kilometer später mit höllischem Tempo am Berg auf 18 Mann zusammengedrückt hatte. Ein paar Fahrer, wie Ex-Giro-Sieger Damiano Cunego (Nippo-Vini Fantini) konnten auf dem Weg zur ersten Zielpassage in La Spezia den Anschluss zwar wieder herstellen, doch wirklich groß wurde das Feld nicht mehr.

Die 17 Kilometer lange Schlussrunde rund um La Spezia gingen Aru, Contador, Porte, Uran und Co. mit nur noch 1:40 Minute Rückstand auf die Spitzengruppe um Formolo und Clarke an, und als man den 3,3 Kilometer langen letzten Anstieg von Biassa erreichte, war der Zusammenschluss schon fast geschafft. Noch einmal gaben Arus Helfer Vollgas, bevor der Astana-Kapitän schließlich selbst attackierte und zunächst nur Contador, Porte sowie Jürgen Van den Broeck (Lotto-Soudal) mitgehen konnten. Uran war abgehängt.

Das Quartett fuhr schnell zur ehemaligen Spitzengruppe vor, in der Contadors Edelhelfer Roman Kreuziger genauso wartete wie Arus Teamkollege Dario Cataldo. Diese beiden übernahmen in der Folge sämtliche Führungsarbeit bis zum Ziel und sorgten dafür, dass auch Van den Broeck bald nicht mehr mithalten konnte und schließlich genau wie Uran 42 Sekunden einbüßte.

Formolo aber konnten auch sie nicht mehr zurückholen. Der 22-Jährige hatte kurz vor dem Biassa-Anstieg aus der Spitzengruppe heraus angegriffen, die Bergwertung mit noch 47 Sekunden Vorsprung erreicht und schließlich bis zur Ziellinie tapfer weiter durchgezogen. Erst auf den letzten 20 Metern richtete er sich zum Jubeln auf – ein Zeichen dafür, dass ihm die herausgefahrenen Sekunden einiges wert sind und er nun auch auf die Gesamtwertung schauen möchte. Da Cannondale-Kapitän Ryder Hesjedal 5:25 Minuten verlor, dürfte Formolo ab sofort keine Helferrolle mehr einnehmen.

Während der Kampf um den Gesamtsieg in den Cinque Terre erstmals richtig entbrannte, war es um das Rote Trikot des Punktbesten ruhig. Elia Viviani (Sky) verteidigte seine Führung souverän. Enger wurde es an der Spitze der Bergwertung, doch auch dort behauptete der Russe Pavel Kochetkov (Katusha) mit einem Punkt Vorsprung auf Formolo Platz eins. Die Nachwuchswertung führt nun der Kolumbianer Johan Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) 13 Sekunden vor Aru und 21 Sekunden vor Formolo an. Alle anderen U25-Fahrer sind bereits mehr als zehn Minuten zurück.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.06.2015Sky will an Idee mit Motorhomes festhalten

(rsn) – Glück brachte das sogenannte Motorhome, eine Art Campingwagen, das die britische Sky-Mannschaft mit zur diesjährigen Auflage der Italien-Rundfahrt brachte, Richie Porte nicht. Der Tasman

04.06.2015Van Den Broeck: „Wir sind doch keine Maschinen"

(rsn) - Nachdem Teamchef Marc Sergeant seine Enttäuschung über das Giro-Abschneiden seines Kapitäns Jurgen Van Den Broeck kundgetan und dessen Trainer sich im Gegenzug über fehlendes Vertrauen von

02.06.2015Unfairer Coledan und die Ausreißer durchkreuzten Kluges Ziele

(rsn) - Den Sieg auf der prestigeträchtigen Schlussetappe mit Ziel in Mailand sowie die Rote Laterne als Vorletzter knapp verpasst, dennoch war Roger Kluge (IAM) mit seiner Giro-Premiere zufrieden.

01.06.2015Bei Katusha saß der zweite Anzug, bei Sky griff Plan B

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Vegni: „Sestriere-Etappe war herausragend"

(rsn) – Giro-Chef Mauro Vegni hat eine positive Bilanz der am Sonntag in Mailand zu Ende gegangenen 98. Italien-Rundfahrt gezogen. „Ich bin sehr zufrieden, wie dieser Giro abgelaufen ist“, sagte

01.06.2015Orica mit Gala-Auftakt, Movistar auch ohne Nairo Quintana Spitze

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

01.06.2015Lampre kann vier Mal jubeln, CCC Sprandi bleibt nur die Tristesse

rsn - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück g

01.06.2015Debütant Dayer Quintana: „Der Giro war richtig schön"

(rsn) – Nairo Quintana (Movistar) gewann gleich bei seinem Debüt im vergangenen Jahr den Giro d’Italia. Für seinen jüngeren Bruder Dayer ging es bei dessen erster Teilnahme an einer dreiwöchig

01.06.2015Astana fuhr in einer eigenen Liga, BMC erreichte seine Ziele

(rsn) - Drei harte Wochen Giro d`Italia liegen hinter den Fahrern. radsport-news.com zieht in einer vierteiligen Reihe Bilanz: Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erwartungen zurück

31.05.2015Keisse düpiert in Mailand die Sprinter, Kluge Dritter

(rsn) – Am letzten Tag des 98. Giro d’Italia waren alle Blicke auf Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und die Sprinter gerichtet. Doch auf der 21. Etappe, die über 178 flache Kilometer von Turin nac

31.05.2015Jetzt wartet die Tour auf Contador

Mailand (dpa/rsn) - Zum Feiern bleibt nicht viel Zeit. Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) wird seinen am Sonntag errungen zweiten Gesamtsieg beim Giro d`Italia schnell abhaken müssen, um sich auf

31.05.2015Contador triumphiert in Mailand, Keisse gewinnt Schlussetappe

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo-Tinkoff) hat den 98. Giro d’Italia gewonnen und damit seinen zweiten Gesamtsieg nach 2008 gefeiert. Auf der abschließenden 21. Etappe kam der Spanier mit de

Weitere Radsportnachrichten

14.05.2024Valentin Paret-Peintre gewinnt 10. Giro-Etappe, Geschke Sechster

(rsn) – Valentin Paret-Peintre (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat auf der 10. Etappe des 107. Giro d’Italia seinen ersten Profisieg eingefahren. Der 23-jährige Franzose verwies über 142 Kilome

14.05.2024Wegen Lawinengefahr: 16. Giro-Etappe ohne Stelvio

(rsn) – Nachdem bereits Ende vergangener Woche entsprechende Meldungen zirkulierten, ist es nun offiziell: Die für die frühe Phase der 16. Giro-Etappe am 21. Mai vorgesehene Überquerung des Stil

14.05.2024BDR darf bei Olympia alle 14 Bahn-Startplätze nutzen

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer hat in allen Bahn-Disziplinen die Nominierungskriterien für die Olympischen Spiele in Paris erfüllt und darf im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelines im August

14.05.2024O´Connor zieht aus Oropa-Übermut Motivation für Attacken am Berg

(rsn) – Ben O´Connor (Decathlon – AG2R) ist nach der ersten Woche des Giro d´Italia einer der aussichtsreichsten Anwärter auf einen Podestplatz in Rom. Obwohl der Australier bei der ersten Berg

14.05.2024Uijtdebroeks: “Pogacar ist eine Stufe über uns“

(rsn) – Nach dem ersten Ruhetag steht beim 107. Giro d’Italia gleich die nächste schwere Etappe ins Haus. Das zehnte Teilstück beginnt in Pompeii und endet nach nur 142 Kilometern mit der Bergan

14.05.2024Hayter bei Ineos Grenadiers vor Abschied?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

14.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 10. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

14.05.2024Pogacar rechnet in zweiter Giro-Hälfte mit Attacken seiner Gegner

(rsn) – Angesichts des deutlichen Vorsprungs von 2:40 Minuten auf den zweitplatzierten Daniel Martinez (Bora – hansgrohe) und in überlegener Manier herausgefahrenen drei Etappensiegen zweifelt ka

14.05.2024Kooij, Kanter, Vernon und Mayrhofer nicht mehr beim Giro dabei

(rsn) – Die Fraktion der Sprinter beim Giro d’Italia ist nach dem ersten Ruhetag um gleich drei Namen geschrumpft. Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Max Kanter (Astana Qazaqstan) und Ethan Vern

14.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Martinez und Bora wollen nicht nur Platz 2 verteidigen

(rsn) – Sollte der Status Quo beim Giro d´Italia auch nach der Schlussetappe in Rom noch Bestand haben, so wäre man bei Bora – hansgrohe sicher zufrieden. Ein zweiter Gesamtplatz mit Kapitän Da

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • 4 Jours de Dunkerque / Grand (2.Pro, FRA)
  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)