Brite stinksauer wegen Attacke des Etappensiegers

Hinterm Podium knöpft Froome sich Nibali vor

Von Felix Mattis aus La Toussuire

Foto zu dem Text "Hinterm Podium knöpft Froome sich Nibali vor"
Vincenzo Nibali (Astana) attackierte, als Chris Froome (Sky) Defekt hatte. Absichtlich? | Foto: Cor Vos

24.07.2015  |  (rsn) - Hinter dem Podium knöpfte sich Chris Froome (Sky) den Etappensieger vor. Dass Vincenzo Nibali (Astana) am Col de la Croix de Fer just in dem Moment attackierte, als er stoppen musste, weil sich ein Stein zwischen seinem Hinterrad und der Bremse verkeilt hatte, schmeckte dem Briten gar nicht. „Ich habe ihm genau gesagt, was ich davon gehalten habe", erklärte Froome später auf der Pressekonferenz. Seinen genauen Wortlaut wollten weder er noch Nibali wiedergeben.

„Ich bin enttäuscht von seiner Wortwahl. Sie war zu hart, um hier wiederholt zu werden", sagte der Italiener, der Froome nicht antwortete: „Ich wollte darauf nicht so kurz nach dem Rennen reagieren. Es ist besser, erst darüber nachzudenken und es zu reflektieren. Er ist ganz offensichtlich angepisst, aber das ist sein Problem. Als Contador stürzte, wussten wir das auch nicht sofort. Und auch heute bekamen wir keine Info über den Funk."

Ob das daran lag, dass Radio Tour nichts vermeldete, oder dass Nibalis Sportliche Leiter nichts weitergaben, ist nicht geklärt. Letzteres scheint jedoch am wahrscheinlichsten. „Der Teamwagen war eine oder zwei Minuten weiter hinten", erklärte Astana-Teamchef Alexander Winokurow, dass er und Sportdirektor Alexander Shefer nichts mitbekommen hätten. „Ich selbst habe von dem Problem erst nach dem Rennen gehört. Froome ist sauer auf Vincenzo, aber es tut mir leid für ihn: Vincenzo hat es einfach nicht gesehen. Er hat mit Tanel Kangert gesprochen und dann attackiert."

Auf einer weitere Nachfrage erwiderte Winokurow: „Er kann nicht ständig nach Froome gucken, was bei dem passiert und ob er zum Pinkeln anhält." Tatsächlich dürfte es schwer sein, bei einem kurzen Blick über die Schulter im Renntempo am Berg zu erkennen, was mitten in der Gruppe dahinter geschieht - schließlich saß Froome zum Zeitpunkt seines Problems nämlich nicht an der Spitze, sondern weiter hinten.

Und zu Nibalis Verteidigung ist außerdem anzuführen: Astana fuhr auf den Kilometern zuvor bereits an der Spitze und bereitete durch Kangert und Michele Scarponi Nibalis Angriff vor, der angesichts seiner Abfahrtsfähigkeiten sinnvollerweise am Croix de Fer kommen musste. „Der beste Weg, um hier heute etwas zu holen, war eine Attacke von weit weg. Das war nicht einfach, aber wir dachten der Croix der Fer wäre der beste Platz dazu", sagte auch Nibali selbst.

Doch Froome erwiderte: „Nibali hatte den ganzen Anstieg Zeit zu attackieren, aber er hat den Moment gewählt, als ich technische Probleme hatte. Ich habe von den Anderen gehört, dass er sich umgedreht hat, sah, dass ich ein Problem habe, und dann angriff. Das ist meiner Meinung nach unsportlich!"

Nibali aber erklärte die Situation genauso, wie Winokurow: „Ich habe nach Kangert geschaut und von Froomes Problemen nichts gesehen." Ob der Titelverteidigerdie Situtation wahrnahm oder nicht, wird sich nicht abschließend klären lassen. Und letztendlich tat Nibalis Angriff dem Gelben Trikot auch kaum weh, da der Italiener ohnehin bereits weit zurücklag.

Doch Froome war trotzdem sauer: „Es war sicher keine direkte Attacke aufs Gelbe Trikot. Aber wenn er angreift, müssen natürlich andere Fahrer hinterherfahren, um ihre Podestplätze zu verteidigen. Und wie man gesehen hat, hat Valverde das natürlich getan." Und durch das hohe Tempo des Movistar-Duos Valverde und Quintana musste auch Froome alles geben, um möglichst schnell wieder heranzufahren. „Dieser Dominoeffekt ist offensichtlich."

Schon am zweiten Tag der Tour hatten Nibali und die beiden Movistar-Kapitäne 1:28 Minute auf Froome eingebüßt, weil sie auf der Windkantenetappe in Zeeland hinter einem Sturz aufgehalten wurden und so den Anschluss zur Spitze verloren. Niemand wartete, doch Froome wollte diesen Vergleich in La Toussuire nicht zulassen. „Sie waren dort nicht im Gelben Trikot. Und es war dort wie auf dem Kopfsteinpflaster: Im Seitenwind und heftigen Regen muss man vorne fahren. Wenn man dann durch einen Sturz aufgehalten wird, weil man es nicht tut, ist das eben Rennsport. Da bremst niemand für Dich, egal wer Du bist", erklärte der 30-Jährige. „Aber so wie er heute gefahren ist, war es wirklich, als hätte mein technisches Problem seine Attacke provoziert. Während wir in der Niederlande nicht gesagt haben: Okay, da ist ein Sturz hinten - gebt Gas!"

Einig dürften sich die Beiden bei dieser Tour wohl nicht mehr werden. Und wenn Nibali am Samstag auf dem Weg hinauf nach L'Alpe d'Huez attackiert, um seine nur noch 79 Sekunden Rückstand auf den Podestplatz von Valverde aufzuholen, wäre es nicht verwunderlich, wenn nicht nur Movistar, sondern auch Sky den Italiener verfolgt und sofort wieder stellt.

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