IAM-Profi holt sich clever die 17. Giro-Etappe

Kluge lässt im Sitzen die Konkurrenten stehen

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Roger Kluge (IAM) dreht sich auf der Zielgeraden der 17. Giro-Etapope um.... | Foto: Cor Vos

25.05.2016  |  (rsn) – Roger Kluge hat auf der 17. Etappe des 99. Giro d’Italia die heimischen Sprinter verzweifeln lassen. Der 30 Jahre alte IAM-Profi fuhr nach 196 Kilometern von Molveno nach Cassano d'Adda in Weltklassemanier nicht nur seinen ersten Sieg in einem WorldTour-Rennen ein, sondern sorgte auch dafür, dass Giacomo Nizzolo (Trek-Segafredo) seinen Ruf als Mann für zweite Plätze so schnell nicht loswerden dürfte.

Kluge hatte am Mittwoch auf dem Schlusskilometer eine Attacke von Altmeister Filippo Pozzato (Wilier Triestina-Southeast) clever gekontert und war aus dem Windschatten des 34-jährigen Italieners heraus im Sitzen zum bisher größten Erfolg als Profi gefahren. Im krassen Gegensatz dazu blieb Nizzolo wenige Meter hinter dem Deutschen im Sprint der Verfolger mal wieder nur der undankbare zweite Platz.

Dabei verwies der Italiener nur ganz knapp den Hamburger Nikias Arndt (Giant-Alpecin) auf Rang drei. Auf den Positionen vier und fünf folgten mit Sacha Modolo (Lampre-Merida) und Matteo Trentin (Etixx-Quick-Step) zwei weitere italienische Sprinter, die bei diesem Giro im langen Schatten ihrer Konkurrenten aus Deutschland stehen.

"Was kann ich noch mehr tun? Ich habe den Sprint gewonnen und bin jedesmal zur Stelle“, klang der 27-jährige Nizzolo in einem Kommentar auf der Trek-Homepage fast schon verzweifelt. "Wir können nicht mehr tun als das, was wir schon leisten. Das Karma ist gegen mich; ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, dass mir so was passiert, aber es gibt sicher schlimmere Dinge im Leben. Wir müssen halt weitermachen.“

Bevor Kluge am Mittwoch zuschlug, hatten bereits André Greipel (Lotto Soudal/3) und Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step/2) für insgesamt fünf deutsche Siege gesorgt. Den sechsten fuhr bei strahlendem Sonnenschein der lange Cottbuser ein, der eindrucksvoll bewies, dass er nicht nur zu den stärksten Bahnfahrern der Welt gehört. "Ich bin jetzt seit sechs Jahren Profi und das heute ist der große Sieg, auf den ich immer aus war", freute sich Kluge.

Bei seinem Coup profitierte er auch davon, dass bei IAM nach dem frühen Ausfall des etatmäßigen Sprint-Kapitäns Matteo Pelucchi auch dessen Helfer freie Fahrt erhielten. Der als Anfahrer des Italieners vorgesehene Vize-Weltmeister im Omnium, dessen großes Saisonziel die Olympischen Spiele in Rio sind, nutzte die sich ihm bietende Möglichkeit vier Tage vor dem Finale der Italien-Rundfahrt. Am Sonntag wird Kluge in Turin möglicherweise eine weitere Chance bekommen. Im vergangenen Jahr hatte er auf der damaligen Giro-Schlussetappe in Mailand bereits den dritten Rang belegt.

"Es war überhaupt nicht geplant“, kommentierte Kluge seinen Antritt kurz vor der letzten Kurve, aus der er heraus mit hohem Tempo kam und zu Pozzato aufschloss. “Ich habe für Heinrich Haussler gearbeitet, wollte die Lücke für ihn schließen, aber dann sah ich die Chance wegzukommen. Und die Ziellinie war sehr nah“, fügte er an. Während Kluge das richtige Näschen hatte, verspekulierten sich die Konkurrenten mächtig. Nachdem er sich umgedreht hatte, konnte der IAM-Profi schon einige Meter vor dem Ziel die Arme nach oben reißen und ausrollen lassen.

Mit seinem Auftritt zeigte Kluge auch eine starke Reaktion auf die Ankündigung von IAM-Gründer Michel Thétaz, zum Saisonende sich als Sponsor zurückzuziehen. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Gestern waren wir sehr enttäuscht, als wir hörten, dass unser Team zum Jahresende aufgelöst wird, aber wir haben beschlossen, zusammenzuhalten und es ist wunderbar, mit einem Sieg über unsere Enttäuschung hinwegzukommen“, fügte der Etappengewinner an.

Die Favoriten verbrachten einen unaufgeregten Tag im Feld, so dass sich auf den ersten Positionen der Gesamtwertung nichts änderte. Der Niederländer Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) verteidigte sein Rosa Trikot und liegt weiter drei Minuten vor dem Kolumbianer Esteban Chaves (Orica-GreenEdge). "Heute war der letzte einfache Tag, den ich genießen konnte", fasste der 28-jährige Kruijswijk die mit nur einer Bergwertung der 4. Kategorie versehene Etappe zusammen. Nizzolo baute seine Führung in der Punktewertung aus und könnte wie schon 2015 das "Kunststück“ schaffen, ohne einen einzigen Sieg das Rote Trikot zu gewinnen.

Der Tag begann mit einer Attacke von Daniel Oss (BMC), Eugert Zhupa (Wilier Triestina-Southeast), und Pavel Brutt (Tinkoff), die sich praktisch mit dem Startschuss aus dem Staub machten. Alle drei hatten es bereits gestern vergeblich versucht – heute gönnte das Feld den Ausreißern maximal sechs Minuten Vorsprung. Kurz vor dem Zusammenschluss gut 20 Kilometer vor dem Ziel ließen es die Sprintermannschaften dann aber zu, dass am zweiten Zwischensprint des Tages Lars Ytting Bak (Lotto Soudal), Ignatas Konovalovas (FDJ) und Maxim Belkov (Katusha) zum Spitzentrio aufschlossen und einen Vorsprung von fast einer halben Minuten herausfuhren.

Hatten zunächst nur Lampre-Merida und Trek-Segafredo für Tempo gesorgt, spannten sich auf den letzten Kilometern auch Dimension Data, IAM und Katusha vor das Feld. Dennoch behaupteten sich die Gruppe bis 1,5 Kilometer vor dem Ziel gegen die Verfolger, die nach einer letzten Kraftanstrengung durch Lampre-Merida dann das Sextett stellte.

Doch ehe die Sprinterteams ihre Kapitäne in Position bringen konnten, griff Pozzato praktisch unter dem Teufelslappen an und brachte alle Pläne von Nizzolo, Modolo & Co. durcheinander. Dagegen war Kluge hellwach, pirschte sich an den Routinier heran und landete von dessen Hinterrad den großen Coup.

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