Interview mit Sylvain Chavanel

"Wir treten in Flandern an, um zu gewinnen"

04.04.2008  |  (rsn) – Sylvain Chavanel (Cofidis) ist eine der Überraschungen der Saison. Der 28-jährige Franzose, in seiner Heimat lange Jahre als Hoffnungsträger für die Tour de France gehandelt, gewann unter anderem die beiden belgischen Klassiker „Dwaars Dor Vlaanderen“ und „Brabantse Pijl“ und geht am Sonntag bei der Flandern-Rundfahrt als einer der Favoriten ins Rennen. Im Interview mit Radsport news spricht Chavanel über sein neues Rennprogramm, das ihm Einsätze bei den flämischen Klassikern ermöglicht, und über seine Ziele für die Tour de France.

Sie zählen mit vier Siegen zu den erfolgreichsten Fahrern des Frühjahrs. Was unterscheidet den Sylvain Chavanel 2008 von dem der Vorjahre?

Chavanel: Es gibt keinen so großen Unterschied, was meine Person betrifft. Es ist vor allem mein neues Rennprogramm. Ich fahre mehr Klassiker und Eintagesrennen. Vorher waren es mehr Etappenrennen über 4-5 Tage. Und ich entdecke gerade die flämischen Rennen.

Welcher der vier Siege bedeutet Ihnen am meisten und warum?

Chavanel: Sie sind alle schön. Der wichtigste ist vielleicht der "Brabantse Pijl" wegen der Art, wie er mir gelungen ist. Ich bin 30 km vorne gefahren mit zum Schluß 15 Sek. vor den Verfolgern. Es ist toll, wenn das bei einem Rennen mit so hohem Niveau klappt.

Sie galten in Ihrer Heimat lange Jahre als Tour-Hoffnung. Jetzt gewinnen Sie Klassiker und Etappen bei Rundfahrten. Ist das Ihre wahre Stärke?

Chavanel: Ich bin jemand, der sich an jedes Terrain anpasst. Ich versuche nicht einfach irgendwas, nur um mich müde zu fahren. Ich komme in allen Bereichen gut zurecht. Ich mache keinen Unterschied zwischen einem Etappenrennen und einem Eintagesklassiker. Ich bin immer konstant.

Hat es Sie belastet, als möglicher Nachfolger von Toursiegern wie Hinault, Thevenet oder Fignon gehandelt zu werden?

Chavanel: Die Presse hat da ein bisschen Druck aufgebaut, aber es schadet mir ja nicht nur, sondern es hilft auch. Man sucht immer Vergleiche mit der Vergangenheit, aber man muss in seiner eigenen Zeit leben und man muss auch lernen Geduld zu haben, bis es wieder einem Franzosen gelingt, bei der Tour ganz vorne mit zu fahren, wie es in der Vergangenheit der Fall war.

Sie zählen nach ihren Erfolgen bei "Dwaars door Vlaanderen" und beim "Brabantse Pijl" auch zu den Favoriten bei der Flandern-Rundfahrt. Was rechnen Sie sich aus?

Chavanel: Nuyens und ich bilden ein schönes Paar. Die Mannschaft hat bereits gezeigt, wie stark sie ist. aber es stehen uns auch große Namen gegenüber. Wir treten an um zu gewinnen und hoffen natürlich, dass alles problemlos verläuft und es gelingt.

Sie sind sowohl "Dwaars door Vlaanderen" als auch den „Brabantse Pijl“ zum ersten Mal gefahren.Haben Sie das Gefühl, einige Siege bei diesen belgischen Klassikern verpasst zu haben?

Chavanel: Vielleicht, aber wie ich schon sagte, bin ich auch jemand für andere Rennen. Sicher habe ich da noch nicht so viel gewonnen. Ich hatte viele schöne Platzierungen, zweite und dritte Plätze. Aber es zählen meist nur die Sieger. Wenn du heute Zweiter oder Dritter wirst, wird es schnell vergessen.

In Deutschland wird der Radsport wegen seiner unendlichen Geschichte an Dopingskandalen derzeit sehr kritisch beurteilt. Ist das in Frankreich ähnlich?

Chavanel: Gemessen an dem, was Deutschland erlebt hat, ist es verständlich. Wir haben in Frankreich nach der Festina-Affäre ähnliches durchgemacht. Es stimmt, dass die deutsche Presse sehr kritisch mit dem Thema umgeht, aber aufgrund von Fakten und Beweisen meist zurecht.

Die französischen Teams gelten nach dem Festina-Skandal von 1998 als Vorreiter im Antidopingkampf. Zugleich hat seit Richard Virenque kein französischer Fahrer mehr einen Tour-Spitzenplatz belegt. Sehen Sie da einen Zusammenhang?

Chavanel: Die Deutschen, die Schweizer und viele andere Nationen unternehmen etwas. Das ist gut für alle Beteiligten. Wir hatten in der Vergangenheit große Namen wie Virenque und Jalabert, da ist es so oder so schwer, wieder an dieses hohe internationale Niveau anzuknüpfen.

Wie beurteilen Sie die Auseinandersetzung zwischen ASO und UCI?

Chavanel: Meine Aufgabe ist es Rennen zu fahren. Wir haben Leute, die sich mit der Problematik auseinandersetzen. Wir Fahrer sind da auch nicht immer auf dem letzten Informationsstand. Es ist aber schade, da der Radsport eh schon viele Probleme hat und viele Leute einfach nicht mehr verstehen, was da vor sich geht.

Was rechnen Sie sich für die Tour aus?

Chavanel: Die Tour ist immer das Schaufenster für alle Fahrer. Ich möchte dort auf jeden Fall etwas versuchen. Warum nicht einmal das Gelbe Trikot tragen, wenn auch nur für einen Tag? Und ich werde versuchen eine Etappe zu gewinnen. Ich glaube nicht, dass ich in der Gesamtwertung eine Chance habe, aber auch da muss man die Umstände abwarten. Im Augenblick konzentriere ich mich zu 100 Prozent auf die Klassiker und dann brauche ich erst einmal ein bisschen Ruhe, bevor ich die Vorbereitungen für den zweiten Teil der Saison angehe.

Die Fragen an Sylvain Chavanel stellte Matthias Seng.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

20.05.2024Geschke griff mutig nach Pogacars Bergtrikot

(rsn) - Simon Geschke (Cofidis) setzte auf der 15. Etappe von Manerba del Garda nach Livigno (Mottolino) zum großen Kampf um das Bergtrikot des Giro an. Am Ende musste er sich aber der schieren Kraf

19.05.2024Quintana meldet sich zurück, aber Pogacar zeigt noch keine Gnade

(rsn) – Nach anderthalb Jahren außerhalb des Profi-Pelotons ist Nairo Quintana in dieser Saison zu Movistar zurückgekehrt, um an alte, glanzvolle Tage anzuknüpfen und als Kapitän zehn Jahre nach

19.05.2024Pogacar dominiert den Giro d´Italia – mit Plan, Verstand & Stärke

(rsn) – Die Entscheidung der Königsetappe des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) ist knapp 15 Kilometer vor dem Ziel gefallen. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) tritt vom Hinterrad seines Teamk

19.05.2024Highlight-Video der 15. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Auf der Königsetappe des 107. Giro d´Italia hat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) die Konkurrenten in Grund und Boden gefahren und seinen Vorsprung im Gesamtklassement auf fast sieben Min

19.05.2024Vor Steinhauser landen in Livigno nur die Grand-Tour-Könige

(rsn) – Es war ein großer Tag für Georg Steinhauser auf der 15. Etappe des Giro d´Italia 2024. Der 22-Jährige hielt auf der Königsetappe im Konzert der Grand-Tour-Gesamtsieger prächtig mit. F

19.05.2024Bennett komplettiert Gesamterfolg in Dünkirchen mit Tagessieg

(rsn) - Vier Etappensiege, ein zweiter sowie ein dritter Platz und damit der deutliche Sieg in der Gesamtwertung: Sam Bennett (Decathlon AG2R La Mondiale) hat den Vier Tagen von Dünkirchen seinen Ste

19.05.2024Vollering vollendet mit Solosieg ihr Spanien-Triple

(rsn) - Mit einem Sieg auf der 4. und finalen Etappe der Burgos-Rundfahrt der Frauen fixierte Demi Vollering (SD Worx – Protime) den Gesamtsieg in eindrucksvoller Manier. Die Niederländerin attacki

19.05.2024Steinhauser: “Hammer, auf der Königsetappe Dritter zu werden“

(rsn) – Tadej Pogacar UAE Team Emirates) bleibt der unangefochtene Dominator des Giro d’Italia 2024 (2.UWT). Der Slowene gewinnt auch den 15. Tagesabnschnitt. 15. Etappe des Giro d’Italia – d

19.05.2024Hollmann auf den Pavé- und Gravelsektoren bärenstark

(rsn) - Das Antwerp Port Epic (1.1), das über insgesamt 60 Kilometer Kopfsteinpflaster und Gravel-Passagen führte, war für die deutschen KT-Teams am Start eine "epische Angelegenheit", wie sich al

19.05.2024Pogacar deklassiert auf Königsetappe die Konkurrenz zu Statisten

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat die 15. Etappe des 107. Giro d´Italia gewonnen. Nach 222 Kilometern mit Start in Manerba del Garda, dem Alpen-Riesen Mortirolo unterwegs und dem Ziel a

19.05.2024Adamietz fährt im New Yorker Gegenverkehr auf Platz drei

(rsn) - Johannes Adamietz (Lotto - Dstny) ist bei der Premierenaustragung des Gran Premier New York (1.2) auf das Podium gefahren. Der Ulmer, der das Rennen für das Devo-Team bestritt, musste sich n

19.05.2024Gorenjska: Zangerle komplettiert Felts Podestplatzsammlung

(rsn) - Das Team Felt - Felbermayr hat beim schweren GP Gorenjska (1.2) in Slowenen seine Podestplatzsammlung am Sonntag komplettiert. Nachdem Riccardo Zoidl und Hermann Pernsteiner bei der Tour of H

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)