Tirreno-Adriatico: Cancellara gewinnt Zeitfahren

Van Avermaet hat im Sekunden-Krimi mit Sagan die Nase vorn

Foto zu dem Text "Van Avermaet hat im Sekunden-Krimi mit Sagan die Nase vorn"
Greg Van Avermaet (BMC) hat den 51. Tirreno-Adriatico gewonnen. | Foto: Cor Vos

15.03.2016  |  (rsn) – Peter Sagan (Tinkoff) kommt in dieser Saison einfach nicht an Greg Van Avermaet (BMV) vorbei. Nachdem er sich bereits beim Omloop Het Nieuwsblad und auf der gestrigen 6. Etappe des 51. Tirreno-Adriatico dem Belgier hatte geschlagen geben müssen, blieb der Weltmeister aus der Slowakei auch in der Schlusswertung der italienischen Fernfahrt nur der zweite Platz hinter Van Avermaet.

Im alles entscheidenden zehn Kilometer langen Einzelzeitfahren von San Benedetto del Tronto rettete Van Avermaet am Mittwoch eine einzige Sekunde seines ursprünglich acht Sekunden betragenden Vorsprungs gegenüber Sagan ins Ziel und sicherte sich so erstmals in seiner Karriere die Gesamtwertung eines WorldTour-Mehretappenrennens.

“Ich hätte nie mit diesem Sieg gerechnet“, sagte Van Avermaet auf der Pressekonferenz nach dem Rennen. “Das ist ganz speziell, weil ich (das Rennen) nicht mehr gewinnen werde“, betonte der Het Nieuwsblad-Gewinner mit Blick auf die gestern abgesagte Königsetappe, die ihm erst den Weg ebnete. „Das war eine Chance, die ich nie in meinem Leben mehr kriege, ich habe sie ergriffen und deshalb bin ich glücklich“, so der erste belgische Sieger seit dem sechsmaligen Gewinner Roger De Vlamenick (1972 bis 1977). “Darauf bin ich stolz. Es ist ein schweres Rennen. Vielelicht war mein Tour-Etappensieg wichtiger, aber der hier ist auch was ganz besonderes.“

Im Kampf um den Tagessieg spielten sowohl Van Avermaet als auch Sagan keine Rolle. Den sicherte sich überlegen Fabian Cancellara (Trek-Segafredo), der bereits im vergangenen Jahr in San Benedetto erfolgreich war. Der Schweizer lieferte eine beeindruckende Vorstellung ab bewies bei seinem bereits vierten Saisonsieg, dass er am Samstag zu den Top-Favoriten bei Mailand-Sanremo zu zählen sein wird.

"Ich bin sehr froh, dass ich hier gewinnen konnte, denn die ersten Tage habe ich mich nicht so gut gefühlt, war nicht 100 Prozent da", freute sich der Schweizer nach dem 56. Zeitfahren seiner Karriere. Cancellara: "Es war heute wirklich sehr hart. Auf dem Hinweg genießt man es, mit 60 km/h dahinzufahren, auf dem Rückweg muss man wegen des Gegenwindes mit aller Kraft in die Pedale treten. Das ist sehr schmerzhaft gewesen. Der letzte Kilometer war unglaublich schwer. Meine Beine waren leer und voller Lactat."

Der 34-jährige Cancellara benötigte für den Flachkurs in San Benedetto 11:08 Minuten und war damit 13 Sekunden schneller unterwegs als der Überraschungszweite Johan Le Bon (FDJ) aus Frankreich. Tony Martin (Etixx - Quick-Step) belegte mit bereits 15 Sekunden Rückstand den dritten Platz und wartet damit ebenso wie Sagan auch noch auf seinen ersten Saisonerfolg.

"Ich bin natürlich nicht glücklich mit Platz drei, akzeptiere das erst mal", erklärteTony Martin hinterher gegenüber radsport-news.com. "Ich hatte einen relativ schweren Start. Die Kondition war nicht da, wo sie sein sollte. Aber ich merke, dass die Form von Tag zu Tag besser wird. Deshalb bin ich zuversichtlich für die Zukunft", so der Eschborner, der mit 11:23 Minuten exakt die Zeit ablieferte, mit der Cancellara im letzten Jahr gewonnen hatte. 

Diesmal war der der Berner allerdings mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 54,431 km/h deutlich schneller unterwegs. "Das ist nicht unglaublich, das ist ‚business as usual‘“. Wir haben mitbekommen, dass sich die Windbedingungen änderten und dadurch schien der Kurs schneller zu werden. Ich habe nur das getan, was ich tun musste“, kommentierte Cancellara seine Vorstellung und kündigte an, es in den kommenden Tagen mit Blick auf den ersten Frühjahrsklassiker des Jahres ruhiger angehen zu lassen. „Für mich ist jetzt Erholungsmodus angesagt, denn ich hatte in dieser Woche nicht die besten Beine“, so der viermalige Zeitfahrweltmeister.

Viel spannender als der Kampf um den Tagessieg entwickelte sich der um das Blaue Trikot, in dem sich Sagan und Van Avermaet ein Fern-Duell bis praktisch auf die Ziellinie lieferten. Der Slowake, als drittletzter Starter ins Rennen gegangen, legte die Zeit von 11:32 Minuten vor, an die der zuletzt ins Rennen gegangene Van Avermaet zwar nicht herankam. Beim Belgier blieb die Uhr bei 11:39 Minuten stehen, was allerdings um die Winzigkeit von einer Sekunde reichte, um das Blaue Trikot zu verteidigen und sich zum Nachfolger von Nairo Quintana (Movistar) küren zu lassen.

Sagan rückte in der Gesamtwertung noch auf den zweiten Platz vor und sicherte sich die Punktewertung der Fernfahrt. Auch Bob Jungels (Trek-Segafredo) machte einen Rang gut und belegte im Schlussklassement den letzten noch freien Platz auf dem Podium. Dagegen fiel der bisherige Zweite Zdenek Štybar (Etixx - Quick-Step), alles andere als ein Zeitfahrspezialist, noch auf Rang sieben zurück.

Doch Cancellara hat auch den Tschechen, der zwischenzeitlich das Blaue Trikot trug und einen Etappensieg feierte, als Konkurrenten für Mailand-Sanremo auf der Rechnung. „Van Avermaet, Sagan und Stybar haben sich eine schöne Schlacht geliefert“, erklärte der Trek-Kapitän uind schob dem Trio gleich die Favoritenrollen für Mailand-Sanremo zu. „Sie sind die Jungs, auf die man achten muss, der Druck und die Verantwortung lastet auf ihnen.

Eine starke Tirreno-Leistung krönte Sebastien Reichenbach. Der bei der FDJ-Equipe als Helfer für Thibaut Pinot angetretene Schweizer verbesserte sich in der Gesamtwertung noch vom siebten auf den vierten Platz und verwies dabei sogar seinen zeitgleichen Kapitän auf Rang fünf. Vincenzo Nibali (Astana), Tirreno-Gesamtsieger von 2012 und 2013, der in scharfen Worten die Absage der Königsetappe kritisiert hatte, kam nicht mehr über Rang sechs hinaus und war damit bester Italiener.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.03.2016Sagan sauer auf Van Avermaet, aber zufrieden mit Platz zwei

(rsn) – Auf dem Schlusspodium des 51. Tirreno-Adriatico wirkte Peter Sagan (Tinkoff) nicht wie der Gesamtzweite, sondern wie der erste Verlierer. Während Greg Van Avermaet (BMC) nach seinem Coup st

15.03.2016Van Avermaet feiert Gesamtsieg, Cancellara gewinnt Zeitfahren

(rsn) – Greg Van Avermaet (BMC) hat in einem Sekunden-Krimi die Gesamtwertung des 51. Tirreno-Adriatico für sich entschieden. Der 31 Jahre alte Belgier setzte sich nach sieben Etappen mit einer Sek

15.03.2016Tony Martin startet um 13.29 Uhr

(rsn) – Svein Tuft (Orica-GreenEdge) wird zum Abschluss des 51. Tirreno-Adriatico das zehn Kilometer lange Einzelzeitfahren in San Benedetto del Tronto eröffnen. Der Kanadier nimmt den brettebenen

15.03.2016Benedetti endlich für seinen Offensivgeist belohnt

(rsn) – Der Kampf um den Gesamtsieg beim 51. Tirreno-Adriatico wird erst im heutigen Einzelzeitfahren in San Benedetto del Tronto entschieden. Das Bergtrikot der Fernfahrt ist allerdings bereits ve

14.03.2016Etixx serviert Van Avermaet den Sieg auf dem Silber-Tablett

(rsn) - Bis 1.000 Meter vor dem Ziel in Cepagatti war alles gut für Etixx - Quick-Step. Doch als Michal Kwiatkowski (Sky) auf dem Schlusskilometer der 6. Etappe bei Tirreno-Adriatico das Tempo anzog

14.03.2016Tirreno: Gebrochene Speiche bringt van Garderen um Podiumschancen

(rsn) – Eine gebrochene Speiche hat Tejay van Garderen alle Chancen auf das Podium bei Tirreno-Adriatico gekostet. Der BMC-Kapitän wurde im Finale der 6. Etappe fünf Kilometer vor dem Ziel bei e

14.03.2016Van Avermaet ringt Sagan nieder und peilt Gesamtsieg an

(rsn) – Nach seinem zweiten Saisonerfolg hat Greg Van Avermaet (BMC) beste Karten im Kampf um den Gesamtsieg des 51. Tirreno-Adriatico. Der 30-jährige Belgier rang auf der 6. Etappe nach 210 Kilome

14.03.2016Van Avermaet schlägt Sagan und erobert das Blaue Trikot

(rsn) – Peter Sagan (Tinkoff) muss weiter auf seinen ersten Saisonsieg warten. Der Weltmeister aus der Slowakei musste sich am Montag auf der 6. Etappe des 51. Tirreno-Adriatico nach 210 Kilometern

14.03.2016Nimmt Nibali heute Rache auf der Windkante?

(rsn) – Vincenzo Nibali und sein Trainer Paolo Slongo haben mit heftiger Kritik auf die Entscheidung der Organisatoren reagiert, die gestrige Königsetappe von Tirreno-Adriatico wegen angekündigten

13.03.2016Kwiatkowski schlägt sich bei Tirreno-Adriatico ganz ordentlich

(rsn) – Wegen einer Erkältung musste Michal Kwiatkowski die diesjährige Austragung der Algarve-Rundfahrt kurzfristig absagen. Stattdessen startete der Straßenweltmeister von 2014 beim italienisch

13.03.2016Nach Absage der Königsetappe droht Nibali mit Giro-Boykott

(rsn) - Die Diskussion der Profis über das am 1. Januar 2016 verabschiedeten "Extreme Weather Protocol" der UCI wechselt wie das Wetter im April. So gehen Vincenzo Nibali und sein Team Astana gerade

13.03.201651. Tirreno-Adriatico: Königsetappe wegen Schnee abgesagt

(rsn) - Während das Peloton bei Paris-Nizza auf der 3. Etappe trotz widriger Wetterbedingungen ins Rennen geschickt wurde und das Teilstück zwischen Cusset und dem Mont Brouilly letztlich abgebroche

Weitere Radsportnachrichten

01.06.2024Unbound: Schiff, Betz, Breuer und Co. jagen den Sieg

(rsn) – Emporia im US-Bundesstaat Kansas ist dieser Tage wieder das Mekka der Gravel-Szene. Auch wenn die UCI-Weltmeisterschaften erst Anfang Oktober in Belgien ausgetragen werden, findet in der 25.

01.06.2024Pogacars Sportdirektor Matxin: “Vingegaard ist der große Favorit“

(rsn) – Genau vier Wochen sind es noch, bis in Florenz die 111. Tour de France beginnt. Läuft bei allen die Vorbereitung bis dahin glatt, so dürfen sich die Fans auf das lang ersehnte Aufeinandert

01.06.2024Große Vorschau auf das 76. Critérium du Dauphiné

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) stehen am Sonntag in Saint-Pourcain-sur-Sioule nicht am Start der 1. Etappe beim Critérium du Dauphiné (2.UW

01.06.2024UAE will Pogacars Tour-Konkurrenten nächsten Dämpfer verpassen

(rsn) – Nach der dominanten Vorstellung von Tadej Pogacar beim Giro d´Italia will das UAE Team Emirates dessen Kontrahenten für die Tour de France beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) an den komme

01.06.2024Die Aufgebote für das 76. Critérium du Dauphiné

(rsn) – Am 2. Juni beginnt die 76. Ausgabe des Critérium du Dauphiné mit einer hügeligen Etappe rund um Saint-Pourcain-sur-Sioule. Am Start stehen unter anderem Primoz Roglic (Bora - hansgrohe) u

01.06.2024Jorgenson und Kuss führen Visma beim Dauphiné an

(rsn) – Mit Gesamtsiegen in allen drei Grand Tours war Jumbo – Visma 2023 das Rundfahrtteam schlechthin. Doch nach dem Abgang von Primoz Roglic und den Verletzungen von Jonas Vingegaard und Wout v

01.06.2024Dänemarks Olympia-Quartett für die Straße ist komplett

(rsn) – Mads Pedersen, Mattias Skjelmose (beide Lidl – Trek), Michael Morkov (Astana Qazaqstan) und Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates) werden Dänemark bei den Olympischen Spielen in Paris auf der S

01.06.2024Valentin Paret-Peintre auf dem Weg zu Soudal - Quick-Step

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

01.06.2024Dominanter Dreifachsieg am Flugfeld in Markersdorf

(rsn) - Rund um den früheren Fliegerhorst in Markersdorf ging es auf der 2. Etappe der Sportland NÖ Womens Kids Tour in Österreichs einzigem Etappenrennen für Frauen. Die Zuschauer dort erlebten e

31.05.2024Malopolska: Rapp nach Aufholjagd Siebter

(rsn) - Auf der schweren 1. Etappe der Tour of Malopolska (2.2), die mit einer vier Kilometer langen Bergankunft zu Ende ging, hat sich Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) trotz eines Defektes in einem ung

31.05.2024Rüeggs spätes Solo wird nur mit dem Bergtrikot belohnt

(rsn) - Lukas Rüegg (Team Vorarlberg) hat nach einer späten Attacke auf der 2. Etappe der Tour de l`Oise (2.2) knapp den Etappensieg verpasst. Der Schweizer wurde rechtzeitig zum Sprintfinale wiede

31.05.2024Tour du Maroc: Homrighausen wusste, worauf es ankam

(rsn) – Nachdem er 2022 bereits den in Tarfaya endenden GP Oued Eddahab (1.2) gewonnen hatte, verpasste Heiko Homrighausen (Embrace The World) an gleicher Stelle nun zum Auftakt der Marokko-Rundfah

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Heistse Pijl (1.1, BEL)